CHÖSSI-THEATER
Verein Chössi-Theater: Rekordaufmarsch, aber keine Kampfwahlen

An die Mitgliederversammlung des Vereins Chössi-Theater kamen dreimal so viele Personen wie letztes Jahr. Sie bestätigten die wiederkandidierenden Vorstandsmitglieder. Neu im Vorstand sind Volker Ranisch ‒ er ist auch der neue Präsident ‒ und Hella Pflüger.

Martin Knoepfel
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Der alte und der neue Vereinsvorstand (von links): Urban Kressibucher, Tilla Schoder, Hella Pflüger, Karl Egli, Volker Ranisch, Brigitte Helfenstein, Ilse Pauli, Peter Bonelli und Peter Ledergerber.

Der alte und der neue Vereinsvorstand (von links): Urban Kressibucher, Tilla Schoder, Hella Pflüger, Karl Egli, Volker Ranisch, Brigitte Helfenstein, Ilse Pauli, Peter Bonelli und Peter Ledergerber.

Bild: Martin Knoepfel

83 Mitglieder und drei Gäste waren für die Mitgliederversammlung des Vereins Chössi-Theater gekommen. Damit blieb der Aufmarsch am letzten Samstagabend im Theater knapp unter der maximal zulässigen Zahl von 90 Personen. Im Vorjahr waren es 26 Mitglieder gewesen.

Am meisten zu reden gaben die Reorganisation und die Wahlen. Der scheidende Präsident Urban Kressibucher resümierte die Vorgeschichte. Es gelte, ein neues Vorstandsteam zu bilden. Künftig solle der Vorstand sich vermehrt strategischen Aufgaben widmen und entlastet werden, schrieb er in der Broschüre für die Mitgliederversammlung.

Gegenseitige pauschale Vorwürfe

Dem oppositionellen Quartett ‒ bestehend aus Seraina und Nina Kobelt, Stephan K. Haller und Daniel Treyer ‒ warf er vor, es habe sich im Reorganisationsprozess abgespalten. Zudem seien die vier konfrontativ aufgetreten und hätten darauf bestanden, alle vier in den Vorstand einzuziehen.

An der Mitgliederversammlung liessen sich Nina und Seraina Kobelt entschuldigen. Stephan Haller und Daniel Treyer hatten eine Stellungnahme vorbereitet. Darin warfen sie dem Vorstand ‒ ohne ins Detail zu gehen ‒ «Verleumdungen» vor, nicht nur im Brief an die Mitglieder. Zugleich wiesen sie alle Vorwürfe zurück.

Daniel Treyer seinerseits kritisierte, dass der Vorstand Stephan Haller abgekanzelt habe, weil dieser ein E-Mail mit Vorschlägen an die übrigen Interessenten für die Vorstandsarbeit geschickt habe. Die Vorschläge seien nicht diskutiert worden. Eine Kampfwahl in den Vorstand blieb jedoch aus, da die vier ihre Kandidaturen zurückzogen.

In der Diskussion ergriffen verschiedene Mitglieder das Wort. Vier Leute zu wählen, die die Mehrheit im Vorstand hätten, sei unverantwortlich, wenn man sie nicht sehr gut kenne. Das gab ein Votant zu bedenken. Ein anderer wünschte, zu erfahren, wofür die vier stehen. So sei nur klar, dass die beiden Lager einander nicht finden. Das sei sehr unbefriedigend.

Applaus erhielt eine Votantin, die darauf hinwies, dass sich die vier als Einzelpersonen für die Vorstandsarbeit hätten melden können. Urban Kressibucher stellte zudem bis Ende Jahr Informationen zur Erweiterung des Theaters in Aussicht. Ferner wies er darauf hin, dass eine Aussenrenovation geplant ist.

Hella Pflüger und Volker Ranisch neu im Vorstand

Um halb sieben Uhr beendete ein klar angenommener Ordnungsantrag die Diskussion. Schliesslich bestätigte die Versammlung mit einer Gegenstimme die bisherigen Vorstandsmitglieder Tilla Schoder, Ilse Pauli, Karl Egli, Peter Bonelli und Peter Ledergerber.

Neu in den Vorstand kommen Hella Pflüger und Volker Ranisch. Hier gab es drei Gegenstimmen. Volker Ranisch ist neuer Präsident. Neben dem Präsidenten, Urban Kressibucher, hört auch Brigitte Helfenstein vom Programmteam auf.

Zwei «Neue» stellten sich für den Vorstand zur Verfügung. Die Marketing-Spezialistin Hella Pflüger stammt aus Chemnitz und lebt in Lichtensteig. Sie arbeite seit 30 Jahre in der IT-Branche und wird für den Internet-Auftritt und fürs Marketing zuständig sein. Sie sei über die Vorstellungen aufs Chössi-Theater aufmerksam geworden und möchte sich in einem kulturell tätigen Verein engagieren, sagte sie.

Volker Ranisch aus Mosnang ist schon mehrmals im Chössi-Theater aufgetreten und hat schon gemeinsame Produktionen mit diesem realisiert, zuletzt «Via Mala». Er könne seine Erfahrung als Schauspieler und mit Tourneetheater-Produktionen einbringen, sagte er.

2020 wurden viele Vorstellungen abgesagt

Der Theaterbetrieb wurde letztes Jahr durch die Coronapandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen beeinträchtigt. Nur 15 von 26 geplanten Vorstellungen konnten stattfinden. Beim Gofechössi wurden alle Schulvorstellungen abgesagt. Viel Aufwand verursachten auch die Verschiebungen geplanter Auftritte.

Ferner hiessen die Mitglieder die Rechnung 2020, bei der mit einem Gewinn von 6.27 Franken eine Punktlandung gelang, gut. Die Eintritte und die Restauranteinnahmen lagen laut Peter Ledergerber rund die Hälfte unter Budget. Allerdings sanken auch die Ausgaben, etwa wegen weggefallener Gagen.

Budgetierung erfolgte im Blindflug

Eine zuverlässige Budgetierung für dieses Jahr sei fast unmöglich, warnte der Quästor. Er erwartet ein Defizit von 8700 Franken, wobei er, wie er betonte, pessimistisch gerechnet hat.

Den Abschluss machte Urban Kressibucher mit einer stark beklatschten Performance. Dem Song «Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt» von Geier Sturzflug aus dem Jahr 1983 hatte er einen neuen, aufs Theater bezogenen Text unterlegt.