Klassische Musik
Gehaltvoll und federleicht zugleich: Das Neujahrskonzert der Abendmusiken Frauenfeld spannte einen weiten Bogen

Das Streichorchester Arco volante unter der Leitung von Reto Schärli und Organist Emanuel Helg führten das neue Jahr bei den Frauenfelder Abendmusiken am zweiten Tag des Jahres in der katholischen Stadtkirche romantisch ein.

Christof Lampart
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Das Streichorchester «Arco volante» konzertierte unter der Leitung von Reto Schärli.

Das Streichorchester «Arco volante» konzertierte unter der Leitung von Reto Schärli.

Bild: Christof Lampart

Am Neujahrskonzert, das in der katholischen Stadtkirche aufgeführt wurde, spannten die Musizierenden einen weiten Bogen – auch wenn sie sich für einmal ganz auf eine Musikepoche konzentrierten: die (Spät-)Romantik. Denn das Streichorchester Arco volante spielte unter der musikalischen Leitung von Reto Schärli zum einen das Orgelkonzert Nr. 2 in g-Moll, op. 177 das liechtensteinischen Spätromantikers Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901), zum anderen die Serenade für Streichorchester C-Dur, op. 48 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840 bis 1893). An der Orgel war Emanuel Helg zu hören.

Hätte durchaus auch in einen grossen Konzertsaal gepasst

In der katholischen Stadtkirche St.Nikolaus.

In der katholischen Stadtkirche St.Nikolaus.

Bild: Christof Lampart

Von Rheinberger, dessen Musik seit Anfang der 1980er-Jahre eine Renaissance erfährt, wurde eines seiner schillerndsten Werke aufgeführt, dessen konzertanter Stil hervorragend auch in einen grossen Konzertsaal gepasst hätte. Mal dramatisch, mal virtuos daherkommend, nie aber ruhig und gelassen dahinfliessend, wurde man vom gleichermassen schwermütig wirkenden wie auch einen fesselnden ersten Satz zugleich in Beschlag genommen.

Dies umso mehr, als es Schärli gelang, auch am Satzende, gekonnt die Balance zwischen den Instrumenten zu halten, sodass die Zuhörerschaft in den Genuss eines sehr differenzierten und frischen Klangbildes kam. Wunderschön auch der pastöse Mittelsatz, bevor im Finalsatz eine Art Wettstreit zwischen Orchester und Organist zum ebenso archaisch wie auch fantastischen Finale führte, das zu hören schon allein das Kommen wert gewesen war.

Überraschung zum Schluss mit Pizzicato-Polka

Bekannter war da Tschaikowskis Werk, in dem der Komponist der Musik Mozarts Respekt zollte. Entsprechend bekam man eine anregende Kombination aus Mozartscher Leichtigkeit, deutsch-romantischer Innigkeit und französischer Eleganz dargeboten. Sogar das russische Element kam im Finale zur Geltung, zitierte Tschaikowski doch zwei Volkslieder.

Standing-Ovations für die Musizierenden.

Standing-Ovations für die Musizierenden.

Bild: Christof Lampart

Die harmonisch agierenden Streicher vermochten dem stimmungsmässig äusserst hellen Werk einen sinfoniehaften, schwelgerischen Klang zu verleihen, was die optimistische Wirkung des Werkes noch einmal verstärkte. Und wie filigran das Orchester auch den zwar leicht anzuhörenden, jedoch zugleich äusserst schwer zu spielenden Walzer meisterte, nötigte grossen Respekt ab.

Nach über 70 Minuten Musik hatten die Aufführenden noch eine Überraschung fürs Publikum in Form der Pizzicato-Polka von Johann und Josef Strauss in petto, womit dieses Neujahrskonzert wunderschön ausklang.