SICHERHEIT: Ostschweizer Weihnachtsmärkte rüsten sich gegen Terroranschläge

Abgesperrte Zufahrtsstrassen, höhere Polizeipräsenz: Zum Schutz vor Terroranschlägen erhöhen Weihnachtsmärkte in der Region dieses Jahr ihre Sicherheitsvorkehrungen.

Tobias Hänni
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In der Stadt St. Gallen versperren Betonblöcke die Zufahrten zum Weihnachtsmarkt. (Bild: Urs Bucher)

In der Stadt St. Gallen versperren Betonblöcke die Zufahrten zum Weihnachtsmarkt. (Bild: Urs Bucher)

Tobias Hänni

tobias.haenni@ostschweiz

-am-

sonntag.ch

Dies ist ein Artikel der «Ostschweiz am Sonntag». Die ganze Ausgabe lesen Sie hier: www.tagblatt.ch/epaper

Am Weihnachtsmarkt in Bochum schützen überdimensionale Geschenke die Besucher. Die hübsch verpackten, schweren Säcke sollen einen Terroranschlag verhindern, wie er sich vergangenen Dezember in Berlin zugetragen hat: Damals steuerte ein Attentäter einen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt, tötete 12 Menschen und verletzte über 50. Wie in Bochum wurden bei den meisten anderen deutschen Weihnachtsmärkten dieses Jahr die ­Sicherheitsvorkehrungen deutlich verstärkt – mit Strassensperren, zusätzlichen Polizisten und Überwachungskameras.

Die Sorge über einen möglichen terroristischen Anschlag macht sich aber nicht nur in deutschen Grossstädten bemerkbar. Auch in der Ostschweiz wurden die Sicherheitsmassnahmen an vielen Weihnachtsmärkten erhöht. Am St.Galler Weihnachtsmarkt etwa versperren Betonquader die Zufahrten zum Markt. «Solche Strassensperren haben wir bereits im letzten Dezember aufgestellt», sagt Dionys Wid­mer. Laut dem Mediensprecher der Stadtpolizei werden seit dem Terroranschlag in Nizza im Sommer 2016 diese Sperren bei allen grösseren städtischen Veranstaltungen eingesetzt – neben dem Weihnachtsmarkt etwa auch beim Stadtfest, der Olma oder dem New Orleans Festival. «An diesem Sicherheitskonzept haben wir für den diesjährigen Weihnachtsmarkt nichts geändert», sagt Widmer. Allerdings würden dieses Jahr etwas schwerere Quader eingesetzt, die zudem teilweise aneinandergekettet seien.

Doch reichen diese aus, um einen potenziellen Amokfahrer zu stoppen? Wie Tests in Deutschland gezeigt haben, können auch schwere Betonelemente von einem Lastwagen mühelos beiseitegeschoben werden. «Die absolute Sicherheit können wir damit nicht gewährleisten», sagt Dionys Widmer. Doch, auch wenn die Sperren einen Attentäter nicht stoppen könnten, so werde dieser beim Aufprall doch gebremst und es gebe einen lauten Knall. «Dadurch werden die Leute alarmiert und können reagieren.»

Neben den Strassensperren soll am St.Galler Weihnachtsmarkt auch eine erhöhte Polizeipräsenz für Sicherheit sorgen. «Neben uniformierten Beamten sind auch zivile Fahnder im Einsatz», sagt Widmer.

Kantonspolizei berät Veranstalter

Die Polizeipräsenz bei anderen Weihnachtsmärkten im Kanton St.Gallen bewegt sich laut Gian Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei, dagegen im üblichen Rahmen. Bei grösseren Veranstaltungen werde, wenn ­nötig, mehr Personal eingesetzt. «Die Schweiz ist keine Insel, die terroristische Bedrohung bleibt auch hier erhöht», sagt Rezzoli. Für die Sicherheit an den Weihnachtsmärkten seien zwar grundsätzlich die Veranstalter, also Stadt, Gemeinde oder Private, zuständig. Die Kantonspolizei stehe diesen aber beratend zur Seite. Allgemeine Empfehlungen für sämtliche Weihnachtsmärkte im Kanton, etwa das Aufstellen von Strassensperren, hat die Kantonspolizei keine herausgegeben. «Jeder Weihnachtsmarkt muss individuell beurteilt werden.»

In Wil, wo der Weihnachtsmarkt dieses Wochenende stattfindet, wurde darauf verzichtet, dass Sicherheitsdispositiv anzupassen. «Wir stellen die Altstadt nicht mit Betonelementen zu», sagt der städtische Kommunikationsleiter Stefan Hauser. Es gebe nur sehr wenige Zufahrten zum Markt, zudem sei dieser durch die Lage der Altstadt auf einem Hügel geschützt. «Das Gefährdungspotenzial ist deshalb nicht so gross wie anderswo», sagt Hauser.

Die Feuerwehr muss noch durchkommen

Am Frauenfelder Weihnachtsmarkt hingegen werden «gefährliche Zufahrten» dieses Jahr erstmals mit Betonelementen gesperrt, wie OK-Präsident Simon Biegger sagt. «Wir haben das Sicherheitskonzept zusammen mit dem städtischen Amt für Sicherheit dieses Jahr angepasst.» Zu den Anpassungen gehörten auch zusätzliche Polizeipatrouillen.

Auch die Organisatoren des Chrüzlinger Stärnäzaubers haben die Sicherheitsmassnahmen verstärkt, wie Urban Ruckstuhl sagt. «Beim Haupteingang versperrt ein Zelt die Zufahrt, das sich nicht so schnell umfahren lässt», sagt der Mediensprecher des dreitägigen Weihnachtsmarkts, der noch bis heute Abend dauert. Der zweite Eingang werde durch Betonschranken gesichert. «Dabei mussten wir darauf achten, dass für Feuerwehr und Sanität weiterhin eine Durchfahrtsmöglichkeit bestehen bleibt.» Die Sperren seien nun so angeordnet, dass ein Fahrzeug ­einen Bogen fahren müsse, um auf das Marktgelände zu kommen. «Das nimmt jemandem mit bösen Absichten den Schwung.»

Die polizeilichen Massnahmen den örtlichen Gegebenheiten anpassen will man in Appenzell Ausserrhoden, wie Ueli Frischknecht, Mediensprecher der Kantonspolizei sagt. «Für Ausserrhoden besteht derzeit keine besondere Gefährdungs­lage», sagt er. Die sichtbare Polizeipräsenz an den Weihnachtsmärkten im Kanton habe sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht geändert. «Die Patrouillen erfüllen ihre Aufgabe an den Märkten diskret. Aber wir wollen, dass sich die Besucher sicher fühlen.»