Theaterstück über ehemaligen Zögling

MARBACH. 2015 wiederholt sich der Todestag des bedeutenden «Art Brut»-Künstlers Antonio Ligabue zum 50. Mal. Der Künstler verbrachte auch zwei Jahre im Heim Oberfeld. Dort wird am Mittwoch, 28. Oktober, um 20 Uhr eine Hommage auf ihn aufgeführt.

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Marco Michel untermalt seine Ausführungen mit Zeichnungen. (Bild: pd)

Marco Michel untermalt seine Ausführungen mit Zeichnungen. (Bild: pd)

Der in Zürich geborene Ligabue (1899 bis 1965) wurde mit 18 Jahren auch in die psychiatrische Anstalt St. Pirminsberg eingewiesen, zuvor war er für zwei Jahre in Marbach im Heim Oberfeld. Später hat man ihn wegen Landstreicherei und Kleinkriminalität des Landes verwiesen. Gegen seinen Willen liess er sich im italienischen Gualtieri nieder, wo er als Aussenseiter und Sonderling lebte und arbeitete. Dort entstanden die meisten seiner Bilder und Skulpturen.

Preisgekröntes Stück

Der Autor und Regisseur Mario Perrotta hat seinen Monolog «Un bés. Antonio Ligabue» inszeniert und spielt ihn in der italienischen Version selbst. Dafür erhielt Perrotta in Italien den Ubu-Preis 2013 als bester Darsteller sowie den Premio-Hystrio-Twister. In der deutschen Version hat Schauspieler Marco Michel das Schicksal des Künstlers Antonio Ligabue in selten erlebter Intensität auf die Bühne gebracht. Über 70 Minuten Monolog und keine Sekunde langweilig. Das ist einem grossartigen Michels zu verdanken, der das Publikum vom ersten Wort weg fesselt.

Es wird auch gezeichnet

Michels zeichnet auch: Auf drei Tafeln entwirft er immer wieder aufs Neue aus der Dramatik der Situation heraus Bilder jener Personen, die sein Leben prägten. Michel gelingt es dabei, die innere Zerrissenheit des Kindes, des Mannes und Künstlers spürbar zu machen. Zuvor hören die Zuschauer einen Beitrag von Renato Martinoni, Professor für italienische Sprache und Literatur an der Universität St. Gallen und Präsident der Schweizerischen Dante-Alighieri-Gesellschaft, als Einführung in das Leben des Antonio Ligabue in der Ostschweiz: «Leben und Sinneswahrnehmungen eines <irren> Künstlers», wird vorgetragen von Peter Albertin. Als langjähriger Leiter des Hauses ist er Gastgeber in Marbach. Nach dem Stück lädt die Stiftung Heim Oberfeld zu einem Apéro; Peter Albertin berichtet über den ungewöhnlichen Zögling vor 100 Jahren: www.wahnsinn.li. (pd)