Dass Fussball mancher Menschen Lebensinhalt ist, brachte Bill Shankly, dreifacher Meistertrainer mit Liverpool, auf den Punkt. Er sagte, manche würden denken, es gehe beim Fussball um Leben und Tod – dabei gehe es um viel mehr. Diese Einstellung teilen viele.
Dass Fussball mancher Menschen Lebensinhalt ist, brachte Bill Shankly, dreifacher Meistertrainer mit Liverpool, auf den Punkt. Er sagte, manche würden denken, es gehe beim Fussball um Leben und Tod – dabei gehe es um viel mehr. Diese Einstellung teilen viele. Und weil die sogenannten Kleinen den Grossen stets nacheifern, ist das Geschrei während Regionalfussball-Matches auch dahingehend zu interpretieren. Bill Shankly wäre stolz auf manch einen «Hobbygingger», würde er sich am Wochenende in den Niederungen des (Rheintaler) Regionalfussballs herumtreiben. Es ist herrlich anzusehen, wie auch dort gekämpft, gegrätscht und reklamiert wird, ganz wie bei den Grossen.
Nur haben sich die Zeiten geändert und – ohne in sinnlosen Früher-war-alles-besser-ismus abzudriften – der Fussball ist charakterlos geworden. Richtige Typen, wie einst ein George Best, ein Mario Basler oder ein Kubilay Türkyilmaz, gibt es kaum mehr. Von früh auf werden die Kicker darauf getrimmt, stromlinienförmig einer Richtung zu folgen, die Ruhm und Geld verspricht. Dazu gehört auch die Handhabe mit den Medien, zu denen der Fussball ohnehin ein ambivalentes Verhältnis pflegt.
Der Lokaljournalist aber staunt nicht schlecht, wenn ein Zweitliga-Fussballer, kurz nachdem er in der 94. Minute das entscheidende 2:1 geschossen hat, in bester Shaqiri-Manier sagt, dass die Hauptsache doch sei, «dass wir als Team gewonnen haben». Da stellt sich mir die Frage: Ist es im heutigen Fussball verboten, sich auch mal über ein persönliches Erfolgserlebnis zu freuen? Oder hat er einfach nur seinen Idolen nachgeplappert, die jeweils solche Phrasen vom Stapel lassen? Sei's wie's sei: Bill Shankly hätte daran keine Freude. Dafür aber die Band REM. «Imitation of (Shanklys) Life» in Perfektion.