MARBACH. Drei Wochen revidierte der Rebsteiner Orgelbauer Walter Mutzner die Orgel in der reformierten Kirche Marbach. Ab morgen Sonntag zieht Organist Martin Schläpfer wieder alle Register.
Die Orgel in der evangelischen Kirche wurde 1954 gebaut. «Orgelrevisionen, wie die in Marbach, sind alle 20 bis 25 Jahre nötig», sagt Walter Mutzner. Und soll das Instrument gut in Schuss bleiben, muss jährlich ein Service durchgeführt und die Orgel ein- bis zweimal gestimmt werden.
Erst beim Blick hinter die Fassade der Orgel zeigt sich, weshalb es drei Wochen dauert, bis das Kircheninstrument überholt ist. Allein der Spieltisch, an dem der Organist Tasten, Registerzüge und Pedale bewegt, besteht aus bis zu 20 000 Teilen. Weiter verfügt die Marbacher Orgel über 14 Register mit 986 Pfeifen, die kleinste davon ist kürzer und dünner als ein Bleistift. Bei der Revision wurden alle Pfeifen ausgebaut, gereinigt und wieder eingesetzt. Zudem galt es, die Klaviatur neu anzufertigen und das Pedalteil aufzufrischen. «Im Laufe der Jahre hat sich der Tastenbelag teilweise abgelöst und Risse bekommen», sagt Mutzner. Auch die Mechanik habe Arbeit gegeben, da viele Teile klemmten.
Etwa 30 000 Franken investiert die Kirchgemeinde in das 57 Jahre alte Instrument. «Dass eine Revision nötig war, bestätigte sich an einem Gottesdienst, kurz bevor die Arbeiten an der Orgel begannen», sagt Heidi Gsell, Präsidentin der Evangelischen Kirchgemeinde Marbach. Während des Orgelspiels blieb das Ventil einer Pfeife hängen – wie auch der Ton.
Walter Mutzner ist überzeugt, dass sich die Revidierung der Marbacher Orgel lohnt. «Für eine Orgel dieser Grösse und Ausführung müsste man heute mindestens 300 000 Franken bezahlen.»
Wer Walter Mutzner bei der Arbeit über die Schulter schaut, bekommt nur einen kleinen Eindruck von dem, was ein Orgelbauer beherrschen sollte. «Musikalisch muss er nicht unbedingt sein, ausser er möchte das Instrument stimmen können», lächelt Mutzner. Nötig hingegen ist ein breites Wissen in verschiedensten Fachrichtungen. Ein Instrumentenbauer mit Fachrichtung Orgelbau – so lautet die genaue Berufsbezeichnung – muss sich in der Mechanik, Elektronik, Holzbearbeitung, Planung und Akustik auskennen. Neben der Ausbildung im Lehrbetrieb besuchen die Lernenden die Berufsschule in Arenenberg.
Walter Mutzner ist in Graubünden aufgewachsen und hat in Chur die Lehre abgeschlossen. In seiner Werkstatt in Rebstein beschäftigt er einen Angestellten. Der Orgelbauer arbeitet mehrheitlich in der Ostschweiz. Besonders freue ihn einer der nächsten Aufträge, die Revision der Orgel in der Kirche Müstair, «weil wir dort auch gleich unsere Ferien verbringen», lächelt Mutzner.