Morgen Samstag rückt ein Fall in den Vordergrund, der die HSG im Frühling noch vor den anderen Affären in ein schlechtes Licht rückte: die fragwürdige Rolle ihres Dozenten und Public-Governance-Institutsleiters Johannes Rüegg-Stürm als fürstlich entlöhnter Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank.
Die an der Generalversammlung von Raiffeisen traktandierten Ausschnitte aus dem Prüfbericht von Ex-Swiss-Life-Präsident Bruno Gehrig könnten neue Erkenntnisse über die Aufsichtsverfehlungen des inzwischen als Bankpräsident zurückgetretenen und an der HSG beurlaubten Professors liefern. Rechzeitig auf die GV hin hat die St.Galler Regierung diese Woche die Einfache Anfrage der Kantonsräte Peter Hartmann und Max Lemmenmeier zum «Fall Raiffeisen» beantwortet. Die SP-Kantonsräte fragten angesichts der von der Finanzmarktaufsicht festgestellten Mängel bei der Corporate Governance nach dem Reputationsschaden für die Universität und nach den Regelungen für Nebenbeschäftigungen an der HSG.
Die Regierung bestätigt, dass der «Fall Raiffeisen» und andere Ereignisse die Universität «in ein ungünstiges Licht rücken, das ihrem Ruf schaden kann». Im Interesse des «Erfolgsmodells HSG» sowie der Bedeutung für den Standort St. Gallen seien deshalb «eine gründliche Aufarbeitung und die entsprechenden Schlussfolgerungen notwendig». Als ersten Schritt habe der Universitätsrat im September beschlossen, die im Frühjahr eingeleitete «Verbesserung der Governance und Compliance der HSG intensiver voranzutreiben». Die Regierung verweist auf die 2010 aktualisierten Richtlinien für Nebenbeschäftigungen sowie die 2014 ergänzten Richtlinien zur Information und Offenlegung – Erklärungen, die in dieser oder anderer Form in den letzten Monaten in unserer Zeitung mehrfach thematisiert wurden.
«Alle Problemfelder, von den Nebentätigkeiten bis zur internen Compliance, sind noch lange nicht aufgearbeitet.»