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Die Gebrüder Georg und Kaspar Müller setzen auf ihrem Landwirtschaftsbetrieb oberhalb Steckborn auf Nachhaltigkeit. Kürzlich war Spatenstich der Biogasanlagen.
«Mit diesen Investitionen für Biogasanlagen wollen wir den Hof nachhaltig auf wirtschaftliche und ökologische Füsse stellen und in eine gute Zukunft führen», sagte Georg Müller, der zusammen mit seinem Bruder Kaspar Müller Besitzer des Landwirtschaftsbetriebs «Höfli» oberhalb Steckborn ist. Spatenstich war vergangene Woche, an einem prächtigen Frühlingsnachmittag.
Besucher schwärmen von der Lage dieser Landwirtschaftssiedlung «Höfli», deren Geschichte bis zum «Gamper» – einer legendären Beiz im Kurzdorf Frauenfelds – wurzelt, wo die Eltern die Verantwortung für geerdete Gesinnung aussäten. Im März 1956 kauften diese das Höfli. Die Brüder Georg und Kaspar haben das Anwesen geerbt. «Unsere Pächter Ruedi und Marlen Wanner sowie Stefan und Marlies Wanner führen den Betrieb mit 130 Grossvieheinheiten vorbildlich», lobt Georg Müller.
Die Betriebsleiter Gebrüder Wanner waren es, die im 2014 ein Zuviel an Gülle aufs Tapet brachten. Sie stiessen auf offene Ohren bei Müllers. Denn die Existenz dieses Landwirtschaftsbetriebes und der Pächter zu optimieren, ist Müllers eine Verpflichtung im Sinne der Familientradition.
Deshalb oblag es auch den Söhnen von Tamara und Georg Müller – den Buben Vinzenz und Luzius – unter Anleitung mit dem Bagger den Spatenstich durchzuziehen, dies auch in Vertretung ihrer vier Cousins und Cousinen. Zusammen mit den Pächtern, Nachbarn, Handwerkern, Planern und Stadtpräsident Roman Pulfer wurde der Baustart zelebriert – mitten in der Pandemie.
Die Planung läuft seit 2014. 2016 kam die erste Baubewilligung für eine kleine Anlage, doch dann entschied sich die Bauherrschaft für eine grössere Anlage.
Georg Müller sagte: «Der Druck auf die heutige Landwirtschaft ist gross. Unsere Vision ist, den Betrieb von der reinen Rendite auf schonendere Bewirtschaftung, ehrliche Vollkostenrechnung umzuwandeln.» Eine Art Energiepark, Landwirtschaft und Energiewirtschaft mit Fermenter, Nachgärer und Betriebsgebäude. Kapazität: 250 Kilowatt Leistung.
Das hat auch finanzielle Konsequenzen. «Die Investitionskosten liegen im mehrstelligen Millionenbetrag», so Georg Müller. Er liess sich aber keine Zahlen entlocken. Die Biogasanlagen vergären Biomasse – also organische Stoffe wie etwa Mist und Gülle – zu Gas. Das Biogas wird aufbereitet zu Wärme und hauptsächlich als Ökostrom eingespiesen. Gelegt werden auch unterirdische Gülle-Leitungen – weniger Umweltrisiko – zu benachbarten Höfen. Läuft alles nach Plan, gehen die Anlagen Ende Juni 2022 ans Netz. Den Glauben an den Wert der Landwirtschaft und das emotionale Müller-Familienerbe vor Augen verlangt ein hohes Arbeitsethos. «Es ist eine Win-win-win-Situation für alle», betonte Georg Müller, auch im Sinne seines Bruders Kaspar.