Interview
Der Frauenfelder SRF3-Moderator Julian Thorner zu seinem nächsten Karriereschritt: «Beim SRF bin ich noch lange nicht an der Spitze, da ist noch Luft nach oben»

Julian Thorner ist Moderator bei SRF3. Der Einstieg in die Medienwelt nach dem Studienabbruch war für den früheren Bürolisten der beste Entscheid seines Lebens.

Desirée Müller
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Julian Thorner hat seine eigene Sendung bei SRF3. Der 32-Jährige wuchs in Frauenfeld auf.

Julian Thorner hat seine eigene Sendung bei SRF3. Der 32-Jährige wuchs in Frauenfeld auf.

Urs Bucher

Sie nennen sich selbst einen Geschichtenerzähler. Woher kommt das?

Julian Thorner: Es gibt ein Foto auf dem ich als vierjähriger Bub in einer zu einem «Fernseher» umgestalteten Kartonkiste sitze und vor mich hinblabbere. Das war wohl der Startschuss für meine Affinität zu den Medien. Ich glaube, es war aber vor allem das Lesen, das meine Fantasie anregte und mein Interesse an Menschen und ihren Geschichten weckte.

Ihr beruflicher Weg führte Sie zuerst in die Wirtschaft. Warum?

Vor allem meiner Mutter war es immer sehr wichtig, dass ich eine solide Ausbildung mache. In Sachen Hobbys liessen mir meine Eltern sehr viele Freiheiten. Doch die Schule war immer wichtig. So besuchte ich die Handelsmittelschule und absolvierte mein erstes Praktikum in einem grossen Schweizer Rückversicherer.

Zur Person

Julian Thorner ist in Frauenfeld aufgewachsen und startete seine Laufbahn als Moderator beim TV-Sender Joiz. Zuvor arbeitete er bei einem grossen Schweizer Rückversicherer. 2016 wechselte der 32-Jährige zum Radiosender SRF3, wo er seine eigene Morgenshow am Samstag hat. Der frisch verheiratete Ostschweizer hat nebenher einen eigenen Podcast und moderiert Anlässe wie die Swiss Music Awards.

Gefiel Ihnen die Arbeit?

Ich war in einem internationalen Umfeld tätig. Das war sehr spannend. Ich merkte, wie sehr mir die Kommunikation liegt. Als logische Folgerung startete ich 2010 das Studium zum Betriebsökonom. Dabei scheiterte ich jedoch zum ersten Mal in meinem Leben.

Was ist passiert?

Ich bin im ersten Jahr aus dem Studium geflogen. In den Fächern Statistik und Financal Accounting hatte ich eine 2,5 und eine 3. Ich verspürte aber auch keinerlei Motivation, mich in die Themen reinzuhängen. Daher war das Resultat nicht wirklich überraschend.

Wie reagierten Ihre Eltern?

Ich stand mit abgesägten Hosen da und erlebte wie gesagt meinen ersten Misserfolg. Sie waren natürlich nicht gerade begeistert. Ich wagte einfach einmal, wofür ich in Wahrheit «brannte» und bewarb ich mich für eine Praktikumsstelle beim damaligen Privatsender Joiz. Meine Eltern akzeptierten meinen Entscheid und sagten, ich solle meinen Weg gehen. Schon bald erhielt ich meine eigene Sendung. Das beruhigte sie etwas. Ihre Befürchtung, dass ich als ewiger Praktikant stehen bliebe, verflüchtigte sich.

Ihre Karriere bei TV-Sender Joiz startete von null auf hundert. Warum wohl?

Es gibt eine massgebliche Konstante in meinem Leben: Ich treffe immer wieder auf Menschen, die an mich glauben und mich fördern. Vom Deutschlehrer in der Oberstufe bis zur Chefredaktorin von Joiz. Sie meinte, dass sie etwas in mir sehe und stellte mich vor die Kamera. Obwohl ich keinerlei Erfahrung hatte in der Moderation. Doch ich fühlte mich sofort zu Hause und war nicht einmal nervös. Von meinen Kollegen erntete ich natürlich jede Menge Spott – wie es halt unter Männern so ist. Von wegen Studium nicht bestehen und dann blöd vor der Kamera «schnorren». Sie würden es auch heute nicht zugeben. Aber ich glaube, sie finden meinen Job schon ziemlich cool.

2016 wechselten Sie zu SRF3. Wie war ihr erster Tag?

Überwältigend. Ich wurde vom Moderator Mario Torriani am Empfang abgeholt. Dem Mann, der mich seit meiner Kindheit am Radio begleitete. Ich lief mit offenem Mund durch die Gänge. Vom eher «handgestrickt» geführten Privatsender betrat ich eine Welt voller Profis, die ihr Handwerk kennen und ein grosses Fachwissen haben. Eines beruhigte mich: Ich sah, dass auch sie nur mit Wasser kochen.

Sie haben Ihre eigene Radiosendung am Samstagmorgen auf SRF3. Fehlt Ihnen das Fernsehmachen?

Durchaus. Ich liebe das Radiomachen, vermisse es aber, vor der Kamera zu stehen. Meine Lebensphilosophie lautet – persönlich wie beruflich – nie stehen zu bleiben und mich weiterzuentwickeln. Eine Sendung im SRF wäre daher schon ein Traum oder eben ein Ziel. Ich bin noch lange nicht an der Spitze beim SRF. Da ist noch Luft nach oben.

Wie sieht es mit peinlichen Momenten hinter dem Mikrofon und vor der Kamera aus?

Patzer habe ich beim Radiomachen am laufenden Band. Die meisten kriegen die Zuhörer nicht mit. Und wenn, dann haben wohl die meisten Freude an einem Versprecher. Bei Joiz passierte mir aber mal was wirklich Peinliches. Während einer ganzen Sendung hatte ich den Hosenschlitz offen. Niemand sagte mir was. Erst als ich das Studio verliess, fiel es mir auf. Ich postete mein Malheur gleich auf Instagram. Ich lache gerne über mich selbst.

Müssen Sie sich als Ostschweizer den einen oder anderen Spruch von Ihren SRF-Kollegen anhören?

Und ob! Aber mein Dialekt und meine Herkunft waren mir schon immer ein Türöffner. Dazu habe ich im Radiostudio immer den Thurgau an meiner Seite.

Und wie?

Ich stelle eine Thurgauer Flagge auf meinen Moderationstisch. Sobald sie steht, fühle ich mich zu Hause. Der Thurgau gab mir schon immer Rückenwind.