Die einen lieben sie pur, die anderen gesüsst – mit Vanilleglace und viel Schlagrahm: die Erdbeere – der Star unter den Beeren. Sie macht auch in einem Salat eine gute Figur. Oder übernimmt als Begleiterin von Fleisch mehr als eine Nebenrolle. Unser Ostbröckli mit Inspirationen für den maximalen Erdbeer-Genuss.
Ein Samstag war’s in den 1980er-Jahren. Die Familie wollte am anderen Tag in die Ferien fahren. Die Eltern waren tagsüber nicht da und beim Weggehen sagte die Mama: «Erntet bitte die Erdbeeren, ihr könnt sie essen.» Und wir Kinder folgten mit Freude. Mehrere Kilos wanderten von den Sträuchern im Garten direkt in unsere Mägen.
Diese Erinnerung poppt jedes Jahr wieder auf, wenn ich die ersten Erdbeeren aus der Region entdecke.
Auch jetzt, als Erwachsene, kann ich den süssen roten Beeren mit den gelben Samenpünktchen nicht widerstehen.
Damit bin ich nicht allein. 2,2 Kilogramm Erdbeeren, die biologisch gesehen gar keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte sind, geniessen Herr und Frau Schweizer pro Jahr. Gemessen am Anteil der Äpfel, von denen pro Jahr und Kopf 16 Kilogramm gegessen werden, mag der Erdbeeranteil klein erscheinen. Aber: Gemäss den Zahlen von Swissfruit liegen die roten Beeren auf Platz 3 der Beliebtheitsskala von Früchten und Beeren.
Es gibt mehrere Gründe, die für den Genuss von Erdbeeren sprechen. Sie versüssen einem den Sommer, denn die Saison dauert ungefähr von Ende Mai bis in den September. In unserer Region gibt es die aromatischsten Beeren, wenn die Sonne scheint. Mit einer grossen Portion Vitamin C und viel Kalium – und das bei wenig Kalorien – sind die Erdbeeren gesund. Ausserdem sind sie schnell zubereitet und vielseitig einsetzbar.
Der Erdbeere, die auf insgesamt über 521 Hektaren in der Schweiz angebaut wird, kommt somit ebenfalls eine wirtschaftliche Bedeutung zu. Über 22 Prozent der Schweizer Erdbeeren wachsen in der Ostschweiz. Die Kantone Thurgau und Schaffhausen sind zusammengerechnet hinter Bern das zweitgrösste Anbaugebiet der Schweiz. Der Anteil der Schweizer Erdbeeren macht rund einen Drittel des jährlichen Konsums aus.
Den schnellsten Genuss der Erdbeeren kenne ich seit der Kindheit: vom Strauch direkt in den Mund. Fertig. Mariniert mit Zucker oder Sirup, Zitronensaft – und wer es gerne mag einem Likör –, bekommt die Beere einen edleren Anstrich. Es darf auch einmal ein bisschen exotischer sein: Ein Hauch Pfeffer oder ein süsslich-scharfer Chili betonen die Süsse der Erdbeere.
Die klassischen Begleiter der Erdbeere sind Vanilleglace und Schlagrahm. Kombiniert ergibt dies den Coupe Romanoff, benannt nach der Familie, aus welcher die letzten Zaren von Russland stammen. Erdbeeren ihrerseits geben auch gute Nebendarsteller in der Dessertkunst. Eine Pannacotta oder ein Griessköpfchen sieht mit Erdbeersauce und garniert mit frischen Erdbeeren nicht nur dekorativ aus. Es schmeckt auch hervorragend.
Längst sind aber auch andere Kombinationen wie mit weisser oder dunkler Schokolade oder mit frischer Pfefferminze in vieler Munde. Und aus der Patisserie sind sie nicht wegzudenken: Törtchen, Kuchen, Roulade – auch hier gibt es viele Rollen, für welche die Erdbeere die optimale Besetzung ist.
Mit der Kombination aus Süsse und erfrischender Säure bekommt die Erdbeere einen Auftritt in der Salatküche. Einige frische Beeren – die kleinen ganz, die grösseren in Scheiben geschnitten – geben einem grünen Blattsalat schnell nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich einige Glanzpunkte. Wer die Beere stärker betonen möchte, kann den Salat mit einem Dressing aus pürierten Erdbeeren, Olivenöl, wenig Knoblauch, wenig Essig oder Zitronensaft, gewürzt mit Salz und Pfeffer sowie frischen Kräutern mischen.
Wer einen leichten Snack zu einem frischen Apéro reichen möchte, kann ebenfalls zu Erdbeeren greifen. Geröstete Brotscheiben mit Frischkäse oder Ricotta bestreichen, Erdbeerscheiben darauflegen und nach Belieben mit Salz, Pfeffer, frischen Kräutern und darüber geträufeltem Olivenöl würzen. Fertig.
Ich mag den Geschmack von Erdbeeren gerne als Bouquet, vereinigt mit anderen Aromen, wie in meinem Couscous-Salat. Die angenehm frische Säure wird durch den Kontrast von süssen Datteln unterstützt. Dazu die Schärfe von Radieschen und Frühlingszwiebeln, zur Neutralisierung gebe ich Peperoni und Gurke hinzu. Selbstverständlich dürfen auch hier frische Kräuter nicht fehlen. Kreuzkümmel, Pistazien und einige Tropfen Sesamöl bringen einen Hauch Exotik ins Gericht.
Der Salat allein reicht schon als sommerliche Mahlzeit, er passt aber auch zu einem Stück gebratenem Fleisch. Dabei kommt es gar nicht auf die Sorte an, ich nehme, was mich gerade gluschtet. Dieses garniere ich mit einer Kräuterbutter. Dafür vermische ich weiche Butter mit Salz und Pfeffer und einem Kräuterbouquet, das ich nach Lust und Laune zusammenstelle.
Einen geschmacklichen Specialeffekt bekommt das Gericht durch ein Erdbeercoulis.
Dafür püriere ich Erdbeeren, wenig Knoblauch, einige Körner Szechuanpfeffer und Olivenöl. Das schmecke ich ab mit Salz und, je nach Süsse der Erdbeeren, ein bisschen Honig. Dafür nehme ich gerne Abbamele – eine bittersüsse Honigessenz mit Orangen aus Sardinien.
Dieser Beitrag ist erstmals am 25. Juni 2021 erschienen.