Wann sinkt die Nebelobergrenze? Weshalb kann Nebel schlecht vorausgesagt werden? Und wo liegen die Nebellöcher der Ostschweiz? Wissenswertes über das Wetterphänomen.
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Für länger andauernde Nebel- oder Hochnebellagen müssen grundsätzlich vier Voraussetzungen erfüllt werden:
Zäher Nebel oder Hochnebel ist somit während Hochdrucklagen, also wenn hoher Luftdruck herrscht, in den Herbst- und Wintermonaten anzutreffen.
Bei stabilem Hochdruckwetter entsteht nachts Kaltluft. Die schwere Kaltluft fliesst einerseits von den Alpentälern in Richtung Mittelland, andererseits bildet sie sich in klaren Nächten vor Ort. Es entsteht eine Temperaturumkehr- oder Inversionsschicht. Weil im Winterhalbjahr die Sonne nicht mehr so viel Energie hat, kann sie den entstandenen Kaltluftsee tagsüber nicht vollständig abbauen.
Die Temperaturen sinken im Mittelland dann von Tag zu Tag etwas. Da kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als warme, kommt es mit der Zeit zur Kondensation und zu Nebel, der aus solchen Wassertröpfchen besteht.
Der Nebel besteht aus kleinen Wassertröpfchen. Diese streuen das Licht gleichmässig, weshalb er weiss bis grau erscheint.
Die Nebelobergrenze pendelt sich bei 800 bis 900 Metern ein, wenn sich das Hoch direkt über den Alpen befindet oder wenn die Druckverteilung flach ist. Heisst, wenn die Luftdruckunterschiede gering sind. Kommen südwestliche Winde auf, sinkt die Obergrenze auf 500 bis 700 Meter. Mit der Bise steigt die Nebelgrenze wieder: Je stärker die Bise bläst, umso höher steigt auch der Nebel.
Diese Veränderungen gelten jedoch nur als Faustregeln, zum Beispiel die Feuchtigkeit in den verschiedenen Luftschichten spielt bei der Nebelgrenze ebenfalls eine Rolle. Ob sich die Nebelobergrenze über die Jahre verändert hat, kann Meteorologe Daniel Gerstgrasser von Meteoschweiz nicht sagen: Es existieren dazu keine Untersuchungen über einen längeren Zeitraum.
Nebel ist eine am Boden aufliegende Wolke. Per Definition ist die Sichtweite bei Nebel weniger als einen Kilometer. Hochnebel ist vom Boden abgehoben: Ein Beobachter auf einem Hügelzug kann deshalb natürlich trotzdem im (Hoch)-Nebel stecken.
Nebel umfasst in der Regel eine sehr dünne Schicht. Am Rand der Schicht gibt es sprunghafte Änderung der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit. Prognosemodelle haben gemäss Daniel Gerstgrasser von Meteoschweiz aus mathematischen Gründen Mühe mit solchen abrupten Sprüngen. In der Regel würden Prognosemodelle die Ausdehnung und Häufigkeit des Nebels unterschätzen. Mit Gebietskenntnissen können Meteorologinnen und Meteorologen Nebelprognosen verbessern. Die Vorhersage von Nebel sei aber nicht generell schlecht, sondern einfach schwieriger als die Vorhersage von anderen Parametern.
Bekannt für Nebel ist die Region um den Bodensee und entlang der Thur. So zählt die Seeregion im Thurgau mit durchschnittlich 30 Nebeltagen jährlich als eines der grössten Nebellöcher. Als Hotspots gelten grössere zusammenhängende Gebiete, die ein Becken bilden und in der Nähe von Gewässern liegen. Da sich dort die feuchte Kaltluft sammelt und die Gewässer zusätzlich Feuchtigkeit liefern.
Bei Hochdruckwetter mit Nebel herrscht eine Inversionslage vor. Heisst, hier nimmt die Temperatur mit zunehmender Höhe nicht ab, sondern zu und verhält sich somit genau umgekehrt, wie bei anderen Wetterlagen. Die Inversionsschicht wirkt wie ein Deckel und verhindert den vertikalen Austausch der Luftschichten. Damit werden die Schadstoffe nicht mehr über ein grosses Luftvolumen verteilt und verdünnt, sondern sie sammeln sich innerhalb eines meist nur wenige hundert Meter dicken Luftvolumens an.
Heikel für die Luftqualität sind vor allem Hochdrucklagen, bei denen die Inversion deutlich unter die 1000-Meter-Marke sinkt. Hält diese Wetterlage mehrere Wochen an, so kann die Belastung mit Schadstoffen –vor allem Feinstaub – ein extremes Mass annehmen.
Die Nebelhäufigkeit hat in den letzten rund 30 Jahren abgenommen, dies gilt für die meisten Regionen in Europa. Zurückzuführen ist dies auf eine generelle Verbesserung der Luftqualität, insbesondere auf die Abnahme der Emissionen von Schwefeldioxid. Auch Schadstoffe wie Feinstaub haben abgenommen. Diese wirken wie Kondensationskeime, sind also notwendig, damit Nebel überhaupt entstehen kann.