Der Mister CSIO tritt zurück

Für das Foto seine Sonnenbrille weglegen, das macht Peter Stössel nur ungern. Sie sei doch sein Markenzeichen, entgegnet der 67-Jährige. Schliesslich gibt es einen Kompromiss: Ein Bild mit Brille, eines ohne.

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Nach 25 Jahren als OK-Präsident des CSIO tritt Peter Stössel nach dem Turnierwochenende zurück. (Bild: Luca Linder)

Nach 25 Jahren als OK-Präsident des CSIO tritt Peter Stössel nach dem Turnierwochenende zurück. (Bild: Luca Linder)

Für das Foto seine Sonnenbrille weglegen, das macht Peter Stössel nur ungern. Sie sei doch sein Markenzeichen, entgegnet der 67-Jährige. Schliesslich gibt es einen Kompromiss: Ein Bild mit Brille, eines ohne. Zwischen unterschiedlichen Ansichten einen Konsens zu finden, das ist eine der Stärken von Stössel. Ob als Unternehmer, als Organisator des St. Galler Fests oder als OK-Präsident des Springturniers CSIO St. Gallen – der Ostschweizer hat vielen Ansprüchen gerecht zu werden.

Als vor zwei Jahren wegen starken Regens der Auftakt des CSIO ins Wasser fiel, waren da einerseits die Reiter, die ihre wertvollen Pferde schonen und nicht auf dem durchnässten Boden springen lassen wollten. Andererseits hatten Sponsoren für ihre Tische im VIP-Bereich viel Geld bezahlt und wollten dafür nicht nur die weissen Wände der Zelte betrachten, sondern die Vierbeiner in Aktion sehen. Also ging Stössel von Tisch zu Tisch, suchte das Gespräch mit den Gästen und erklärte, dass das Wohl der Pferde über allem stehe. So verliessen die meisten trotz eines CSIO-Tages ohne Springsport das Gründenmoos doch mit einem zufriedenen Gesicht.

Partnerschaften pflegen

Der langjährige Unternehmer weiss, wie er seine Geschäftsbeziehungen zu pflegen hat. Sein oberster Grundsatz: Er spricht auch im Zusammenhang mit dem Springturnier nie von Sponsoren, sondern immer nur von Partnern. Ob Charme oder Cleverness, die Taktik geht auf: Auch wenn Stössel zugibt, dass es heute schwieriger sei als auch schon, schafft er es mit seiner gewinnenden Art, die Geldgeber langfristig an den CSIO zu binden. Mit Nayla Hayek, der Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group, zu der Hauptsponsor Longines gehört, verbindet den 67-Jährigen eine langjährige Freundschaft. Während der Pferdesporttage im Gründenmoos sieht man die beiden nicht nur gemeinsam beim Überreichen der Preise nach dem Grand Prix, sondern auch beim Apéro im Cüpli-Zelt beim Fachsimpeln und Pflegen von Geschäftsbeziehungen.

Nachfolge in der Familie

Kein Zufall ist deshalb, dass Stössels Tochter ebenfalls Nayla heisst. In ihr fand der 67-Jährige, der in Uznach in einer Fuhrhalterei gross geworden ist und später in St. Gallen studierte, die geeignete Nachfolgerin. Denn nach 25 Jahren als OK-Präsident des CSIO, in denen er das Turnier zu einem der wichtigsten weltweit formte, sieht er die Zeit gekommen, einen Schritt zurückzutreten.

Ein Amt sei erst dann erfüllt, wenn es auch nach der eigenen Zeit erfolgreich weitergeführt werde, pflegt Stössel zu sagen. Nachdem er vor fünf Jahren seinem Sohn Milo die operative Führung seiner Direktmarketingfirma übergab, wird dessen Schwester dem CSIO ab kommendem Jahr vorstehen. «Es ist das Schönste, wenn der Vater seine Zucht so in Ordnung hat, dass er die geeignete Nachfolge in der Familie findet», sagt Stössel.

Umso mehr Zeit hat er fortan, sich seiner anderen Zucht zu widmen, jener von Araberpferden in Spanien. Und weil dort die Sonne etwas öfter scheint, wird auch sein Markenzeichen, die Sonnenbrille, künftig genügend im Einsatz sein.

Rabea Huber