LEHRLINGSLAGER: Vom Büro in die Berge – vom Computer an die Axt

Während zweier Wochen haben 24 Lernende bei der Gemeinde und dem Forstamt Celerina mit angepackt. Dabei kamen einige der Jugendlichen an ihre körperlichen Grenzen.

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Pflöcke einschlagen statt die Tastatur bearbeiten. (Bild: PD)

Pflöcke einschlagen statt die Tastatur bearbeiten. (Bild: PD)

Chemielaboranten, Kaufmän­nische Angestellte, Logistiker, ­Informatiker, Polymechaniker, Textiltechnologen und Textilpraktiker legen jeweils im Juli ihre Arbeit an Maschinen und Computern nieder und reisen ins Engadin. Und das schon seit 40 Jahren. 24 Lernende der Schweizer Unternehmen Sefar AG, Monosuisse AG und Balthasar + Co AG aus den Regionen Luzern, Appenzell und St. Gallen nahmen am Lehrlingslager teil. Begleitet werden die Jugendlichen jeweils von ihren Lehrlingsbetreuern, die selber auch mit anpacken. Einer dieser Betreuer ist Erich Kropf, Leiter der Lehrwerkstatt bei Monosuisse. Er ist zuständig für die Ausbildung der Polymechaniker. «Für uns ist das Lager immer auch wichtig, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen», sagt Kropf. Das Lager sei für alle anstrengend, auch für die Leiter. «Aber hier im Lager müssen die Lernenden nicht nur an ihre körperlichen Grenzen gehen, hier werden Sozialkompetenzen gelebt.» Diese «Lebensschule», die im ersten und zweiten Lehrjahr besucht wird, ist im Lehrvertrag festgehalten. Trotz der Anstrengungen gefällt die Abwechslung den meisten Jugendlichen. Im Lager können sie sich besser kennen lernen und es lustig haben. «Es darf auch lustig sein, aber mit Köpfchen, damit nichts passiert», sagt Kropf. Ganz ungefährlich ist es nicht, plötzlich mit einer Axt oder einem Spaten zu hantieren. Ein Zweck des Lagers besteht darin, dass die Jugendlichen neue Erfahrungen sammeln. Auf der anderen Seite leisten sie in diesen zwei Wochen wichtige Arbeit für die Gemeinde Celerina. «Sie erledigen keine gesuchten Arbeiten, sondern nehmen uns Arbeit ab», sagt Jon Andri Bisaz, Leiter des Forstamtes. «Wir sammeln das ganze Jahr Aufträge, für die es viele Leute braucht und die ohne grosses Fachwissen erledigt werden können», sagt Bisaz. So haben die Jugendlichen unter anderem kilometerweise Kuhzäune aufgestellt und abgebaut, grosse Wiesenflächen gemäht oder neu eingesät und Wanderwege ausgebessert sowie eine Wasserleitung auf Crasta Mora eingegraben. «Das Lager hat so seine Höhen und Tiefen», findet die 17-jährige KV-Auszubildende Natascha Frei. Ein Tief habe sie jeweils morgens um sechs Uhr, wenn der Wecker klingelt und ein strenger Tag bevorsteht. Die Höhen kommen nach getaner Arbeit. «Wir gehen immer zusammen Fussball spielen, das ist cool», sagt Frei. «Und das Engadin gefällt mir mega gut, es ist schön, in den Bergen zu arbeiten.» Für Yannick Ottiger, den 18-jährigen Logistiker, ist klar, was das Highlight des diesjährigen Lagers ist: «Wir wurden mit dem Helikopter zu einem Arbeitsplatz geflogen, das war cool», sagt Ottiger. Weniger cool sei das Zäunen gewesen: «Am Abend danach konnte ich meine Hände fast nicht mehr bewegen.» Was jedoch allen Jugendlichen gefällt, ist die Natur und die Bergkulisse. (pd)