Der Zuestoll ist «blau-weiss»

Mehrere schwere Unfälle in den letzten Jahren – darunter auch einige tödliche – veranlassten die Verantwortlichen der Wanderwege, den Zuestoll, einen der sieben Berge der Churfirstenkette, neu zu taxieren.

Christiana Sutter
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ALT ST. JOHANN. Sommerzeit ist auch Wanderzeit. Die Schweiz hat ein signalisiertes Wanderwegnetz von rund 60 000 Kilometern. Davon befinden sich 4401 Kilometer im Kanton St. Gallen. In den tieferen Lagen ist es bereits zu warm, um eine Wanderung noch geniessen zu können. Da ist der Gedanke nicht weit, sich die höheren Berggipfel als Ziel auszusuchen. Vor allem die Berggipfel im Alpstein oder Churfirstengebiet ziehen viele Bergwanderer an. Begehrte Wanderziele sind Gipfel mit einer schönen Weitsicht. Daher sind die Churfirsten mit ihren sieben Gipfeln begehrte Ziele. «Egal auf welchem der Churfirsten man steht, die Aussicht ist von jedem wunderschön», sagt Toni Grob, Regionenchef fürs obere Obertoggenburg der Vereinigung St. Galler Wanderwege.

Schwere Unfälle am Zuestoll

Der Zuestoll, der vierte von links, vom Toggenburg aus gesehen, ist seit einigen Wochen als Alpinwanderweg der Klasse T4 eingestuft. «In den letzten 20 Jahren ereigneten sich am Zuestoll mehrere schwere Unfälle, einige gingen tödlich aus», sagt Toni Grob, «von Beginn weg war der Weg auf den Zuestoll falsch taxiert.» Toni Grob kann das beurteilen, war er früher auch Rettungschef der Rettungsstation Wildhaus – Amden und wurde oft zu Hilfe gerufen, wenn sich ein Unfall ereignete. Er sagt aber auch, dass man als Rettungsmann nie eine Beurteilung der Umstände gegenüber den Betroffenen kundtun dürfe. Auftraggeber für die neue Einstufung waren die Verantwortlichen der Schweizer Wanderwege. Diese beobachten aufmerksam die Unfallhäufigkeit in allen Regionen des Alpengebiets. Dabei stellten sie fest, dass sich in den vergangenen Jahren am Zuestoll oft schwere Unfälle ereigneten.

Kletterpartie inklusive

Anhand einer Checkliste werden die Kriterien erfasst. «Zusammen mit dem Geschäftsführer der St. Galler Wanderwege, Viktor Styger, erfassten wir letztes Jahr den Weg auf den Zuestoll», sagt der Regionenchef. Die Neigung wurde gemessen, die Sturzräume abgeschätzt, die bestehende Wegspur kontrolliert und beobachtet, ob sich Kletterpartien auf dem Weg befinden. «Als erste Schwierigkeit zeigt sich der Einstieg nach dem Wegweiser im Rüggli. Bereits dort ist eine Person zu Tode gestürzt», sagt Toni Grob. Die nächste schwierige Stelle befindet sich im Mittelabschnitt des Weges, bei der Querung eines Grates. Dann ist noch die dritte schwierige Stelle, die es zu überwinden gilt, bevor der Bergwanderer das Gipfelkreuz auf dem Zuestoll erreicht. «Auch beim Gipfelaufschwung ist vor zwei Jahren eine Person zu Tode gestürzt.» Diese drei Stellen waren schliesslich ausschlaggebend, dass der Weg auf den Zuestoll neu taxiert werden musste. Der Regionenchef teilte den Verantwortlichen der Gemeinde Wildhaus – Alt St. Johann das Resultat schriftlich mit. Er empfahl ihnen, diese Stelle neu zu markieren, was vor einigen Wochen nun geschah. Der neue Alpinwanderweg auf den Zuestoll wurde gemäss der SAC-Wanderskala mit T4 eingestuft.

Von rot-weiss zu blau-weiss

Bereits bei der Ankunft auf der Alp Sellamatt weist eine neue blaue Alpinwanderweg-Tafel den Bergwanderer auf die anspruchsvolle Route hin. «Bis zu diesem Frühsommer wurden auf den Wegweisern der Schiben- und der Zuestoll zusammen aufgeführt. Jetzt sind die Markierungen getrennt», erläutert Toni Grob. Sieben neue Wegweiser wurden angebracht. Bis zum Rüggli, auf 1740 Metern über Meer, ist die gemalte Markierung rot-weiss (Bergwanderweg). Dann trennen sich die Wege, links geht es rot - weiss auf den Schibenstoll und rechts blau - weiss auf den Zuestoll.

Toni Grob sagt, dass die Verantwortlichen des Bauamtes, die auch für den Unterhalt der Wege verantwortlich sind, vor einigen Jahren ein Sicherungsseil im Mittelteil des Zuestoll-Weges angebracht haben. «Das war sicher gut gemeint, gibt einem Bergwanderer jedoch eine falsche Sicherheit. Denn oft denken sie nicht daran, dass auf dem Rückweg dieselbe Passage ein weiteres mal gequert werden muss.» Für ihn ist deswegen klar, dass dieses Teilstück entweder noch besser abgesichert oder aber entfernt werden muss. Der Regionenchef ist in den nächsten Wochen auf den höher gelegenen Wanderwegen anzutreffen. «Markierungen müssen neu gemalt, Wegweiser und Sockel ersetzt werden.» Als nächstes wird er den Schafberg unter die Wanderschuhe nehmen und einen Sockel bei der Verzweigung Richtung Nädliger neu setzen.