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Wegen der Coronapandemie müssen die Muslime in der Schweiz während des Ramadans umdisponieren. So entfällt etwa ein Grossteil des Gemeinschaftsgefühls während des Fastenmonats. Aber birgt der Akt des Fastens auch gesundheitliche Risiken?
(dpo) Für viele Muslime ist der am Donnerstag begonnene Fastenmonat Ramadan der wichtigste und gleichzeitig schönste Monat im Jahr. Doch wie die christliche Osterfeier wird auch die islamische Tradition dieses Jahr durch das Coronavirus auf den Kopf gestellt.
Für die rund 450'000 Musliminnen und Muslime in der Schweiz bedeutet das eine Umstellung. So können die Nachtgebete wegen den geltenden Schutzmassnahmen nicht in den Moscheen stattfinden. Die Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (Fids) empfiehlt den Gläubigen deshalb auf seiner Website diese sogenannten Tarawih-Gebete im Kreis der Familie zu verrichten.
Nebst dem Nachtgebet entfällt auch der Iftar: das kollektive Fastenbrechen nach Sonnenuntergang. Dieses soll ebenfalls innerhalb der eigenen vier Wände stattfinden. «Das schöne am Iftar ist, dass man zusammenkommt, sich austauscht und gemeinsam isst. Nun entfällt das alles», sagt Fids-Sprecher Önder Günes auf Anfrage von CH Media. Generell fehle die gemeinschaftliche Komponente dieses Jahr beim Ramadan.
Die erwähnten Empfehlungen zur Religionspraxis während des Ramadans hat die Fids in einem Communiqué publiziert. Dabei ist auffällig, dass die Organisation nichts zu den gesundheitlichen Konsequenzen des Fastens selber schreibt. Gemäss der ägyptischen Al-Azhar-Universität, eine der wichtigsten Rechtsautoritäten des sunnitischen Islam, sei das Fasten auch in Zeiten der Coronapandemie Pflicht. Dies berichtete der arabischsprachige Nachrichtensender al-Arabiya.
«Das Fasten ist jedem frei überlassen und darf nicht dazu führen, dass eine Person gefährdet wird. Wer sich nicht dazu bereit fühlt, oder wegen Vorerkrankungen Bedenken hat, sollte lieber darauf verzichten», sagt Önder Günes auf Nachfrage. Kranke und altersschwache Menschen seien ohnehin von der Fastenpflicht ausgeschlossen.
Laut der Weltgesundheitsbehörde WHO gibt es bisher keine Studien zum Fasten und einem möglicherweise erhöhten Risiko einer Coronainfektion. In ihrer Anleitung zum Ramadan im Kontext von Covid-19 schreibt sie, dass gesunde Menschen das Fastengebot wie in früheren Jahren einhalten könnten.
Das Ende des Ramadans wird üblicherweise mit dem grossen Fest «Eid al-Fitr» gefeiert, das dieses Jahr auf den 23. Mai fällt. Je nach Land kann das üppige Fest auch mal zwei Tage dauern.
Allerdings rechnet Önder Günes von der Fids damit, dass diese Feierlichkeiten ebenfalls im familiären Rahmen abgehalten werden müssen. Zwar mindere das nicht den Wert des Fests, aber wenn das ganze Drumherum fehle, sei es nicht dasselbe: «Das ist so, als ob man Weihnachten alleine, ohne Schnee und ohne Musik verbringen müsste.»