Startseite
Nachrichten
Vermischtes (Nachrichten)
Bei Grabungen auf dem Kurplatz in Baden kamen im September Fragmente von Altären und einer Inschrift zum Vorschein. Nach weiteren Grabungen an dieser Sensation ist auch eine teilweise Freilegung des Bads geplant.
(pzi) Seit Frühling begleitet die Kantonsarchäologie die Leitungsarbeiten im Bereich des Kurplatzes in Baden. Die Wiederentdeckung des historischen Verenabads im Mai sorgte für Aufsehen und gilt als Sensationsfund. Unterdessen sind weitere bedeutende Funde zutage getreten, die das Verständnis des antiken Badeorts Aquae Helveticae verbessern.
In den letzten Wochen legte das Grabungsteam im Bäderquartier in einem Leitungsgraben, der am westlichen Platzende in Richtung Kurplatzmitte führt, eine komplexe Befundsituation frei. In römischer Zeit fand hier im Umfeld der wichtigsten Quelle, des «Grossen Heissen Steins» ein grundlegender Umbau statt, wie die Kantonsarchäologie mitteilt.
In diesem Zusammenhang planierte man grosse Mengen an Bauschutt. Darin fanden sich wiederholt steinerne Architekturfragmente, darunter Gesimse und Elemente von Altären. Diese weisen darauf hin, dass hier der Abbruchschutt eines Kultgebäudes deponiert wurde.
Kultbauten im direkten Umfeld einer Thermalquelle sind in römischer Zeit keine Seltenheit, sondern die Regel. Wie zahlreiche Beispiele aus Gallien, Germanien oder Italien belegen, stand die Nutzung von Thermalwasser zu Heilzwecken in engem untrennbaren Zusammenhang mit kultischen Handlungen. Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die in den 1960er-Jahren im Bereich des «Grossen Heissen Steins» geborgenen Votivstatuetten und grossen Mengen an keltischen und römischen Münzen, sowie möglicherweise auch die in der Kirche St. Sebastian in Wettingen sekundär verbaute Isis-Weiheinschrift erklären.
Die neuen Funde belegen nun einen Sakralbau, in dem mehrere Altäre standen und in dem Votivgaben deponiert wurden. Ausserdem fand sich im Bauschutt das Fragment einer Monumentalinschrift, die ehemals wahrscheinlich in einem Gebäude eingemauert war. Die Inschrift wird derzeit von Expertinnen und Experten analysiert. Möglicherweise nennt die Inschrift den Stifter und die Adressaten des zugehörigen Gebäudes.
Nachdem bereits im Mai das historische Verenabad freigelegt wurde, soll nun in den folgenden Wochen auch das Freibad punktuell freigelegt werden. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, auch bei diesem Badebecken die Bauweise und den Erhaltungszustand mit den historischen Quellen zu vergleichen. Denn diese geben nicht immer präzise die materiellen Befunde wieder, wie das Beispiel Verenabad zeigte.
Erst die archäologischen Untersuchungen belegen nun den römischen Ursprung des Badebeckens, das bis 1840 als öffentliches Bad genutzt wurde. Ob dies auch beim Freibad der Fall war, werden die Sondierungen der Kantonsarchäologie zeigen.
Das Freibad war dem einfachen Volk, den Armen und den Kranken vorbehalten. Die Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen liefern die Grundlage für das Verständnis des Badeorts von der Römerzeit bis heute und helfen dabei, den künftigen Umgang mit dem historischen Erbe am Kurplatz besser planen zu können. So können der Schutz und die Erhaltung für künftige Generationen im Sinne des Kulturgesetzes sichergestellt werden. Ebenso bilden die Resultate der archäologischen Untersuchungen eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Vermittlung des antiken Badeortes.