Sommerliche Temperaturen, sehr hohe Nullgradgrenze, Nachblüten bei Pflanzen: Der diesjährige Oktober ist rekordverdächtig warm. Was die Gründe sind und wie es bis Monatsende weitergeht.
Es ist der wärmste Oktober seit Messbeginn. Die Temperaturen lagen im Schnitt 3,2 Grad über dem langjährigen Mittel, wie der Wetterdienst Meteonews bereits Anfang Woche errechnete. Bis Ende Monat dürfte der Überschuss sogar noch grösser werden.
Für den Rekord-Oktober verantwortlich sei der Klimawandel in Kombination mit einer lang anhaltenden Wetterlage, schreibt Klimatologe Reto Knutti auf Twitter.
Die Schweiz erlebt den wärmsten Oktober seit Messbeginn. Grund sind die Erwärmung durch den Klimawandel, plus eine lang anhaltende Wetterlage. Ob die Häufigkeit und Dauer von solchen Wetterlagen wegen dem Klimawandel auch ändert, ist umstritten.https://t.co/kfasnqzNGL
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) October 27, 2022
Die Temperatur ist in den meisten Gebieten der Schweiz auf Rekordkurs. In Basel werde ein Plus von 4,3 Grad Celsius über der Norm von 1991-2020 erwartet, schreibt das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) auf Anfrage von CH Media. Am 23. Oktober habe sich die Tagesmitteltemperatur mit Föhnunterstützung regional sogar 8 bis 9 Grad über der Norm bewegt.
In den letzten 120 Jahren seien die durchschnittlichen Temperaturen im Oktober recht stetig angestiegen. «Extreme Ausschläge» wie im aktuellen Fall werden laut Meteoschweiz jedoch immer auch durch eine spezielle Konstellation des Witterungsverlaufs begünstigt. Die anhaltenden West- und Südwestströmungen hätten milde Luftmassen in die Schweiz transportiert.
Dies hat laut Meteoschweiz zu einzelnen knappen Rekorden bei der Tagesmaximaltemperatur geführt: So etwa im jurassischen Hauptort Delémont, wo am 23. Oktober eine Temperatur von 25,5 Grad gemessen wurde.
Die hohen Temperaturen machen sich besonders auch in den Bergen bemerkbar. Dort sei der bisherige Oktober «sogar deutlich wärmer als der September» gewesen, heisst es in einer Mitteilung von Meteonews. So lag die Durchschnittstemperatur auf dem Pilatus im September bei 5,4 Grad, im Oktober dürfte sie bei über 7 Grad zu liegen kommen.
Auch die Nullgradgrenze liegt aussergewöhnlich hoch: Bis Ende Monat verharrt sie bei 3500 bis 3800 Metern über Meer. Das ist rund 1000 Meter über dem langjährigen Mittelwert.
Die kommenden Tage bis Ende #Oktober sind vor allem in der Höhe sehr #mild, vor allem in Lagen um 1000-1500 Meter kommen wir in der Nähe der #Rekorde für die zweite Oktoberhälfte. Mehr dazu und zum Wetter der kommenden Tage gibts unter https://t.co/1xO8BpH5NV (rp) pic.twitter.com/4XsOdNE4my
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) October 27, 2022
Auch im Flachland bleibt es bis Monatsende sommerlich warm: Mit etwas Föhn könne es in den Tälern sogar noch einmal für einen sehr späten Sommertag reichen, heisst es von Meteonews. Am wärmsten werde es in der Nordwestschweiz und im Rheintal. Am Wochenende seien dort erneut Temperaturen bis zu 25 Grad möglich.
Heute und am Wochenende erreichen ausserordentlich warme Luftmassen den Alpenraum. Rekorde sind in höheren Lagen in Reichweite!👉 https://t.co/1xO8BpYGFt. Nächste Woche wird die warme Luft verdrängt, siehe Animation und 10-Tages-Prognosen unter https://t.co/2HbU97jVoe. (rv) pic.twitter.com/AM3e8AuJEV
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) October 28, 2022
Gänzlich ausgeblieben sind die sonst im Oktober üblichen Frosttage. Im langjährigen Mittel fällt das Thermometer im Oktober an ein bis zwei Tagen unter 0 Grad.
Hohe Temperaturen bedeuten aber nicht zwingend schönes Wetter: Je nach Region gab es im Oktober mehr Niederschläge als üblich. Die Sonnenscheindauer lag dagegen «etwa in der Norm», wie Meteonews schreibt.
Die hohen Temperaturen haben auch Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. So haben manche Sträucher und Bäume, die eigentlich im Frühling blühen, jetzt schon Blüten angesetzt. Diese sogenannten herbstlichen «Nachblüten» etwa bei Weissdorn oder rotem Hartriegel sind laut Meteonews eine Laune der Natur.
Sie kommen insbesondere in sehr warmen Jahren vor, wobei auch sommerliche Trockenphasen eine Rolle spielen: Diese verhindern, dass sich der winterliche Blühschutz genügend aufbauen kann. Gefährlich ist dies für die Pflanzen nicht. Das Phänomen zeigt aber die deutlich längere Vegetationszeit, wovon besonders die wärmeliebenden Arten profitieren: So war in verschiedenen Regionen zu beobachten, dass die Feigen zweimal reif wurden.
Der ausserordentlich #warme #Oktober sowie das überdurchschnittlich warme ganze #Jahr hatten mannigfache Auswirkungen auf die #Pflanzenwelt. Eine Übersicht gibt unser heutige Blog unter https://t.co/s9cXgeHoGL (rp) pic.twitter.com/yjpUfvON7s
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) October 26, 2022