Asylsuchende
Nach schweren Vorwürfen: Bericht entlastet Betreiberin des Bundesasylzentrums Zürich

Die Fachorganisation AOZ sah sich im Juni 2021 mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Mitarbeiter beklagten sich über die Zustände im Bundesasylzentrum Zürich. Eine externe Untersuchung entlastet nun die Betreiberin. In einzelnen Punkten ortet der Bericht aber Verbesserungspotenzial.

Dario Pollice
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Die AOZ betreibt das Bundesasylzentrum auf dem Duttweiler-Areal in Zürich. Nachdem Kritik am Betrieb laut wurde, entlastet ein Bericht die Fachorganisation.

Die AOZ betreibt das Bundesasylzentrum auf dem Duttweiler-Areal in Zürich. Nachdem Kritik am Betrieb laut wurde, entlastet ein Bericht die Fachorganisation.

Matthias Scharrer/ LTA

Kurz nachdem der Betrieb des Bundesasylzentrums Zürich (BAZ) im November 2019 aufgenommen wurde, kritisierten Mitarbeitende in den Medien die Zustände im Asylzentrum. Die Rede war von einem rigiden Sicherheitsregime, chaotischer Organisation, mangelnder Betreuung und überforderten Angestellten. Im Juni 2021 kam es zu erneuten Medienberichten mit ähnlichen Vorwürfen gegenüber der Betreiberin des Zentrums, der Asylorganisation Zürich (AOZ). Deren Verwaltungsrat orderte daraufhin eine externe Untersuchung an.

Nun liegen die Ergebnisse der Prüfung vor. Der knapp knapp 60-seitige Bericht entlastet dabei die AOZ in wesentlichen Punkten von den Vorwürfen. Die externen Prüfer kommen im am Freitag veröffentlichten Bericht zum Schluss:

«Im Hinblick auf den untersuchten Bereich der Betreuung im BAZ Zürich wurden keine schwerwiegenden Feststellungen gemacht, welche auf systemische Mängel der Organisation hindeuten.»

Folglich seien auch keine wesentlichen organisatorischen oder personellen Anpassungen nötig. Die Betreiberin AOZ sieht sich durch die Untersuchung in ihrer Arbeit bestätigt. Der Schlussbericht «erkennt keine systemischen Mängel» und «attestiert der AOZ eine insgesamt fachgerechte Auftragswahrnehmung», heisst es in einer Mitteilung.

Allerdings weist die Fachorganisation auch darauf hin, dass die Prüfer «punktuell Verbesserungspotenzial» beim Betrieb verortet haben. Konkret seien die Mitarbeitenden im Übergang vom Testbetrieb auf dem Juch-Areal zum jetzigen Standort auf dem Duttweiler-Areal «mangelhaft auf die neuen Rahmenbedingungen» vorbereitet wurden, so die AOZ.

Wechsel war für Mitarbeiter belastend

Insbesondere dem Kulturwandel sei beim Umzug auf das heutige Areal zu wenig Beachtung geschenkt worden. Der karge Funktionsbau des BAZ Zürich bildete etwa einen starken Kontrast zum Barackendorf beim alten Standort und «weckte Assoziationen mit einem Gefängnis», heisst es im Bericht. Zusammen mit den eingeführten Körperkontrollen beim Eintritt ins Gebäude durch einen Sicherheitsdienst löste dies bei einem Teil der Mitarbeitenden einen «eigentlichen Kulturschock» aus. In der Folge konnten sie sich mit ihrer Tätigkeit nicht mehr identifizieren.

Die Führung des Asylzentrum war hingegen laut dem Bericht «nicht in der Lage, die Mitarbeitenden in dieser belastenden Situation ausreichend aufzufangen». Dies aufgrund von verschiedenen personellen Wechseln und knappen Ressourcen.

Ebenfalls am Freitag veröffentlichte die Stadt Zürich eine Bericht, in dem sie Bilanz zieht über die ersten beiden Betriebsjahre des BAZ. Insgesamt zieht die Stadtregierung eine «grundsätzlich positive Bilanz», wie es in einer Mitteilung heisst. Sie ist trotz «verschiedener Herausforderungen» in der Anfangsphase des Betriebs nach wie vor überzeugt, dass Zürich «ein richtiger und wichtiger Standort für ein Bundesasylzentrum ist und bleibt».

Allerdings hält der Stadtrat – ähnlich wie die externen Prüfer – fest, dass insbesondere in der Anfangsphase zu wenig Augenmerk auf die grossen Unterschiede zwischen dem Testbetrieb und regulärem Betrieb gelegt wurde. Der Übergang gestaltete sich demnach für die Belegschaft «sehr schwierig» und sei von allen Beteiligten «deutlich unterschätzt» worden, heisst es.