Unruhe beim deutschen Meister
Muss Bayern-Star Hernández 6 Monate hinter Gitter? Die Hoffnung auf Berufung

Bayern-Star Lucas Hernández könnte dem deutschen Meister schon bald fehlen. Der Weltmeister soll in den kommenden Tagen eine sechsmonatige Haftstrafe antreten.

Gabriel Vilares
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Lucas Hernández droht eine längere Pause auf dem Platz. Der Franzose soll für sechs Monate hinter Gitter.

Lucas Hernández droht eine längere Pause auf dem Platz. Der Franzose soll für sechs Monate hinter Gitter.

Keystone

Auf dem Platz brilliert Lucas Hernández derzeit mit aussergewöhnlichen Leistungen. Der Innenverteidiger des FC Bayern München hatte bei der 5:1-Machtdemonstration gegen Bayer Leverkusen ein «herausragendes Spiel gemacht und die beste Saisonleistung abgeliefert», attestierte ihm Coach Julian Nagelsmann. Doch ausgerechnet jetzt wird der 25-Jährige, den sich der deutsche Rekordmeister vor zwei Jahren 80 Millionen Euro kosten liess und damit nach wie vor der teuerste Einkauf der Bundesliga-Geschichte ist, von seiner Vergangenheit eingeholt.

Denn nun soll der französische Weltmeister von 2018 bis spätestens 28. Oktober eine sechsmonatige Haftstrafe antreten. Die Geschichte dazu ist kurios: Im Februar 2017 soll der Ex-Profi von Atlético Madrid gegenüber seiner damaligen Freundin handgreiflich geworden sein und sie geohrfeigt haben. Wegen häuslicher Gewalt wird Hernández zu 31 Tagen gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Zudem wird er für sechs Monate mit einem Annäherungs- und Kontaktverbot belegt.

Versöhnung. Heirat. Flitterwochen. Verhaftung.

Die Versöhnung der beiden erfolgt rasch. Nur wenige Wochen später läuten die Hochzeitsglocken. Er und seine Frau Amelia versüssen die Ehe mit Flitterwochen in den USA. Bei der Rückkehr aus den Ferien wurde der Franzose aufgrund der Missachtung Kontaktverbots verhaftet. 2019 erfolgte die Verurteilung in Madrid zu einem halben Jahr Haft. Diese soll nun vollzogen werden.

Das Paar hat einen dreijährigen Sohn.

Das Paar hat einen dreijährigen Sohn.

Instagram/amelialorente

Versöhnung, Heirat und inzwischen gar einen dreijährigen Sohn hat das Paar. Doch weshalb insistiert die spanische Justiz auf die Missachtung Kontaktsperre? In Spanien geht man im Kampf gegen häusliche Gewalt rigoros vor. Damit niemand zu einer Versöhnung genötigt werden kann, bleibt ein Annäherungsverbot auch bei einer Verständigung bestehen.

Am Montag erschien Lucas Hernández in der spanischen Hauptstadt vor dem Strafgericht, um den offiziellen Bescheid zum Antritt seiner Haftstrafe in Empfang zu nehmen. Ob der Bayern-Profi nun tatsächlich in den nächsten Tagen in ein spanisches Gefängnis seiner Wahl muss, hängt von der Entscheidung seiner Berufung ab. Gemäss Experten besteht eine reelle Gefahr, was einen Ausfall bis April 2022 bedeuten würde.

Bayern München bleibt ruhig

Für den 25-Jährigen spricht das geregelte familiäre wie berufliche Umfeld und dass das Paar einen dreijährigen Sohn hat. Gegen ihn spricht, dass er wegen häuslicher Gewalt vorbestraft ist. Der FC Bayern München versucht trotz des mächtigen Rummels Ruhe auszustrahlen: «Das sind private Dinge von Lucas Hernández, die will ich nicht bewerten. Wir werden ihn selbstverständlich unterstützen», sagte etwa Bayern-Präsident Herbert Hainer.

Der Spieler selbst scheint die drohende Haftstrafe mindestens auf dem Platz problemlos wegzustecken: «Ich würde mit ihm sprechen, wenn ich Auffälligkeiten feststellen würde. Die stelle ich nicht fest. Eher im Gegenteil, er hat gut trainiert und gespielt», meint etwa Julian Nagelsmann am Dienstagvormittag bei der Pressekonferenz vor der Champions-League-Partie gegen Benfica Lissabon. Der Rekord-Einkauf der Bundesliga wird aller Voraussicht nach am Mittwoch in Portugal in der Startelf stehen. Wie oft er in diesem Jahr noch auf dem Platz zu sehen sein wird, hängt nicht mehr von seiner Leistungen ab. Diesen Entscheid werden Richter in Madrid fällen.