Einer uninspirierten, schwachen Schweiz misslingt der Auftakt in die Nations League. In Tschechien verliert sie 1:2 und ist nun in Rücklage.
Es ist WM-Jahr. Das bedeutet, Grosses steht bevor. Womit die Nations League eine gute Möglichkeit bietet, sich zu empfehlen. Und dann gibt es zum Auftakt gegen Tschechien aus Schweizer Sicht einen Auftritt, der zum Vergessen ist. Weil die Mannschaft von Trainer Yakin uninspiriert wirkt, schlecht gelaunt gar, kaum zusammenhängende Aktionen hat.
Sie verliert deshalb in Prag verdient 1:2 nach zwei Gegentoren, die dummer nicht fallen könnten. Der gute Geist von Bad Ragaz? Wie weggeblasen. Damit sind die Schweizer in diesem Jahr weiter sieglos und schon nach der ersten Nations-League-Partie arg in Rücklage in ihrer Gruppe, wenn nicht schon in Abstiegsgefahr. Gerade angesichts der weiteren Gegner Spanien und Portugal, die parallel 1:1 spielen.
Dabei beginnen die Schweizer im Sinobo Stadium von Slavia Prag gar nicht so schlecht. Vargas hat früh eine Chance, Embolo die bedeutend bessere ein paar Zeigerumdrehungen später. Der Zentrumsstürmer scheitert kläglich allein vor Vaclik. Daraufhin werden die Schweizer in der elften Minute eiskalt erwischt. Einen weiten Einwurf in die Gefahrenzone schätzt Schär falsch ein, dahinter löst sich Kuchta von Widmer und braucht nur einzuschieben. Hat Yakins Mannschaft davor schon Mühe, hat sie es jetzt noch mehr. Elvedi verliert viele Zweikämpfe, nicht nur er hat diesbezüglich eine schlechte Bilanz. Schär wirkt unsicher, vom Mittelfeld kommt wenig Kreativität und Tempo. Und die Stürmer sind jetzt abgemeldet.
Diese toxische Kombination führt dann zur Grosstat von Sommer in der 34. Minute gegen Jankto, die es unbedingt braucht, damit man nicht höher hinten liegt. Kurzum: Die Schweizer zeigen eine der schlechtesten Halbzeiten unter Yakin. Da fallen einem seine Worte vom Vortag wieder ein: «Wir wollen uns von der besten Seite zeigen.»
Zum Glück kommt diese doch noch zum Vorschein, zumindest bei Okafor. Und das unmittelbar vor der Pause, als der 22-Jährige nach einer Freuler-Hereingabe dem Gegenspieler den Ball abluchst, diesen auf Distanz hält, zögert, und schliesslich aus nächster Nähe unter die Latte trifft. Mit dem 1:1 geht es in die Pause, die Schweiz ist gut bedient damit.
Und doch muss man erstaunt sein. Denn Yakin lässt sich auf keine Experimente ein gegen die Tschechen. Auf den angeschlagenen Akanji muss er zwar verzichten, und Shaqiri bringt er wie angekündigt erst später und setzt dafür auf Sow. Ansonsten ist seine Mannschaft in Bestbesetzung.
Und die Tschechen? Silhavy, der erst im Mai den Vertrag verlängert hat als Nationalcoach, ist wegen verletzungsbedingter Absagen gezwungen, sein Team zu erneuern um seinen West-Ham-Profi Soucek. Das macht dann über 300 Länderspiele weniger als bei den Schweizern auf dem Rasen. Die Differenz an Erfahrung merkt man nie. Dafür jene des Willens und Kämpfens.
Immerhin gibt es im Fussball ja auch zweite Halbzeiten und damit die Möglichkeit, es besser zu machen. Es geht für die Schweiz ja dann doch darum, sich in der Nations League in ihrer Gruppe der Topliga gegen den schwächsten Widersacher – das suggeriert auch der Blick auf die Weltrangliste (33) – nicht gleich nach dem ersten Spiel in Not zu begeben.
Zudem sind die Tschechen beileibe kein Topteam, das ist an diesem Abend ebenfalls offenkundig. Und so legen die Schweizer zu Beginn der zweiten Halbzeit vermeintlich einen Zacken zu, Vargas prüft wieder Vaclik, den ehemaligen Goalie des FC Basel. Das war es dann aber auch schon, vielmehr müssten die Tschechen nach ihrer Riesenchance durch das Talent Hlozek und dem Pfostenschuss von Coufal erneut führen.
Das tun sie dann nach einem Slapstick-Tor in der 58. Minute: Jankto schiesst von der Seite weit ausserhalb des Sechzehners, der sich abdrehende Sow fälscht ab, der Ball springt vor dem indisponierten Sommer nochmals auf und Schär ist auch noch irgendwo.
Immerhin zeigen die Schweizer nun ein bisschen mehr Wille, Widmer taucht vorne auf, Vaclik hält. Und Schär trifft mit seinem Kopfball nur knapp das Tor nicht. Yakin bringt nun Shaqiri und Zuber für Okafor und Sow. Zudem muss der am Oberschenkel verletzte Schiedsrichter Siebert durch den vierten Offiziellen Osmers ersetzt werden. Was aber nichts daran ändert, dass Vaclik sich nicht mehr bezwingen lässt: Weder Embolo, Xhaka noch der eingewechselte Seferovic treffen.
Mit dieser Hypothek und null Zählern geht es nun für die Schweiz am Sonntag in Lissabon weiter. Das dürfte nochmals eine ungleich schwierigere Angelegenheit werden. Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Schlechter kann es kaum mehr werden.