Ex-Fifa-Chef
Sepp Blatter kritisiert Infantino nach Aussage zu Afrika: «Weltfremd und ehrverletzend»

Fifa-Präsident Gianni Infantino sorgte am Mittwoch mit seiner Afrika-Aussage für grosse Irritationen. Sein Vorgänger Sepp Blatter kritisiert ihn dafür scharf. Infantino fühlt sich derweil missverstanden.

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Sepp Blatter kritisiert seinen Nachfolger Gianni Infantino für dessen Aussagen vom Mittwoch scharf.

Sepp Blatter kritisiert seinen Nachfolger Gianni Infantino für dessen Aussagen vom Mittwoch scharf.

Keystone

Ex-Präsident Sepp Blatter hat den Fifa-Boss Gianni Infantino wegen dessen irritierender Afrika-Aussage harsch kritisiert. Der Chef des Fussball-Weltverbandes begebe sich «offenbar gerne auf das politische Parkett», vergesse aber seine Kernaufgaben, sagte Blatter dem SID. Infantino wolle «die Welt retten - merkt aber nicht, dass seine Aussagen nicht nur ironisch, aber zynisch wirken, und sein Bezug zu Afrika weltfremd und ehrverletzend ist».

Infantino hatte bei einer Rede im Europarat in Strassburg am Mittwoch mit seinen Ausführungen zu den umstrittenen WM-Plänen für Unverständnis gesorgt. «Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, damit sie nicht mehr über das Mittelmeer kommen müssen, um vielleicht ein besseres Leben zu finden oder, wahrscheinlicher, den Tod im Meer», sagte der 51-jährige Walliser. Am Donnerstag ruderte Infantino nach seinen abstrusen Aussagen zurück, «bestimmte Bemerkungen» seien «falsch interpretiert» und «aus dem Zusammenhang gerissen» worden.

Gewaltige Kritik an Infantino

Die Kritik ist gewaltig, die Fifa betrieb Schadensbegrenzung. Er wolle «klarstellen, dass die allgemeinere Botschaft in meiner Rede war, dass jeder in einer Entscheidungsposition in der Verantwortung steht, zur Verbesserung der Situation der Menschen auf der ganzen Welt beizutragen», beteuerte Infantino, sein Kommentar habe nicht in Verbindung zur WM-Idee gestanden.

Blatter, der im Mittelpunkt zahlreicher Korruptionsvorwürfe steht und sich immer wieder kritisch über seinen Nachfolger äussert, erneuerte zudem seine Bedenken bezüglich der möglichen Verkürzung des WM-Zyklus auf zwei Jahre. Dies würde «die Fifa-Pyramide auf den Kopf stellen», sagte er. Blatter befürchtet, dass andere Verbände nachziehen könnten: «Das würde zu einer Übersättigung in jeder Beziehung führen.» (gav/sid)