Eishockey
«Kolossale Enttäuschung»: Das sagen die Medien zum WM-Aus der Schweiz

Die Schweiz scheidet Im WM-Viertelfinal nach Penaltyschiessen gegen Deutschland aus. Schweizer Medien zeigen sich kritisch, aber loben Trainer Fischer. Die deutschen Medien träumen dafür vom Edelmetall.

Dario Pollice
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Enttäuschte Schweizer nach dem WM-Aus gegen Deutschland im Viertelfinal.

Enttäuschte Schweizer nach dem WM-Aus gegen Deutschland im Viertelfinal.

Claudio Thoma/Freshfocus

Im WM-Viertelfinal sahen die Schweizer lange wie die Sieger aus. Doch dann schlug Deutschland in der letzten Minute gnadenlos zu. Am Ende steht auf der Resultattafel nach Penalties: Deutschland – Schweiz 3:2.

Der Kommentarschreiber der NZZ spricht von einer «kolossalen Enttäuschung» nach dem Ausscheiden der Schweiz. Die Gelegenheit erstmals Weltmeister zu werden, sei günstig gewesen. Umso bitterer sei die «unnötige Niederlage gegen den Erzrivalen Deutschland». Gleichzeitig findet er lobende Worte für Cheftrainer Patrick Fischer: «Unter Fischer treten die Schweizer mit so breiter Brust auf wie nie zuvor.»

Der Sportanalyst der Tamedia-Zeitungen schreibt, dass die Schweiz die Gunst des Moments nicht genutzt habe: «Es war ein enttäuschender Auftritt; ein Auftritt, der belegt, dass die Schweiz (noch) nicht zu den Grossen zählt.» Der ehemalige EVZ-Verteidiger Dino Kessler analysiert dagegen im «Blick»: «Die Schweiz hat eine starke Vorrunde gespielt, Punkt. Mehr aber nicht.» Dass es kein Edelmetall an der WM gibt, sei zwar ein Rückschlag, «aber kein Anlass, das gesamte Programm zu hinterfragen.»

Die CH Media Zeitungen schreiben wiederum, dass die Schweizer alles richtig gemacht hätten. Aber: «Wenn sich etwas nicht programmieren, kontrollieren lässt, ist es dieses unberechenbare Spiel auf einer rutschigen Unterlage.» Das Scheitern sei einer Laune der Hockey-Götter geschuldet. «Kritik an Patrick Fischer oder einem einzigen seiner Spieler wäre hinterlistig.»

Jubel bei den Deutschen

In den deutschen Medien ist der Jubel erwartungsgemäss gross nach dem Einzug ins Halbfinale. Die «Bild»-Zeitung spricht von den deutschen «Eis-Helden» und träumt bereits von der «ersten WM-Medaille seit 1953». Lobende Worte findet das Boulevardblatt vor allem für Marcel Noebels, der mit seinem «Zauber-Penalty» für die Entscheidung sorgt.

Sport1 spricht auf seiner Internetseite von einem «Viertelfinal-Krimi» gegen die Schweiz. Bundestrainer Toni Söderholm sagte zum entscheidenden Penalty von Marc Noebels gegenüber dem Sportportal: «Das war ein Tor, von dem man eine Briefmarke macht.»

Damit spricht er die olympischen Spiele von Lillehammer 1994 an, als Peter Forsberg mit der gleichen Bewegung den entscheidenden Penalty zum ersten schwedischen Olympia-Sieg erzielt hatte. Von diesem Moment wurde in Schweden eigens eine Briefmarke angefertigt:

Peter Forsberg erzielt den entscheidenden Penalty zum ersten Olympia-Gold von Schweden 1994 in Lillehammer.

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Etwas nüchterner analysiert die «Süddeutsche Zeitung» das Spiel. «Mit Kitt und Glück» habe Deutschland den Einzug ins Halbfinale geschafft. «Die deutsche Mannschaft schaffte es, das gefürchtete Tempo der Schweizer in der neutralen Zone zu unterbinden», so der Kommentarschreiber der Münchner Tageszeitung.

Die FAZ spricht dagegen von einem Schlagabtausch über 70 Minuten «bei dem sich später keine Seite den Vorwurf machen musste, nicht alles in die Waagschale geschmissen zu haben». Im Penaltyschiessen hätten schliesslich «Können und Glück» den knappen Ausschlag zugunsten der Deutschen gegeben.