Umstrittene «Arena»
Ombudsstelle: Kein Verstoss von Moderator Brotz – Sein Auftritt war aber nicht «rollengerecht»

Die Aussagen von «Arena»-Moderator Sandro Brotz gegenüber SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi führten zu vielen Beanstandungen. Für die Ombudsstelle liegt indes kein Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit vor. Doch teilweise kritisiert sie den Auftritt des Moderators.

Samuel Thomi, Dario Pollice
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Führte zu vielen Beanstandungen: der hitzige Disput in der «Arena» zwischen Thomas Aeschi (l.) und Moderator Sandro Brotz.

Führte zu vielen Beanstandungen: der hitzige Disput in der «Arena» zwischen Thomas Aeschi (l.) und Moderator Sandro Brotz.

SRF-Screenshot

Die «Arena»-Sendung vom 18. März erhitzte die Gemüter. Dies zeigte sich unter anderem dadurch, dass im Nachgang zur Sendung bei der unabhängigen Ombudsstelle von SRG insgesamt 46 Beanstandungen eingegangen sind. Der Grundtenor: Moderator Sandro Brotz habe sich gegenüber SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi als «Richter» aufgespielt.

Was geschah damals? Brotz griff in der Sendung eine umstrittene Aussage von Aeschi über Nigerianer und Iraker auf, die dieser im Nationalrat getätigt hatte. Gegenüber dem Parlamentarier sagte der Moderator: «Das, was sie gesagt haben, Herr Aeschi, war rassistisch. Punkt, Ausrufezeichen.» Dabei verwies Brotz auf eine Einschätzung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus ERK.

Zwischenzeitlich hat sich die Ombudsstelle mit der besagten Sendung und den Beanstandungen befasst. Sie kommt in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht zum Schluss: Brotz hat gegen die Sachgerechtigkeit nicht verstossen. Allerdings habe sein Auftritt «urteilend» gewirkt und sei «alles andere als rollengerecht» gewesen, hält die Ombudsstelle fest.

Publikum konnte sich eigene Meinung bilden

Das Fazit des Moderators – Aeschis Aussage sei rassistisch – ist gemäss dem Bericht im «Kontext des Gesprächs und der getroffenen Abklärungen» vor der Sendung zwar «nachvollziehbar». Allerdings berücksichtige es die Einwände des SVP-Parlamentariers zu wenig. Weiter heisst es im Urteil:

«Zudem machte das nicht nur einmal apodiktisch vorgetragene Fazit des Moderators – «Punkt, Ausrufezeichen» - tatsächlich den Charakter eines Richterspruchs.»

Dass Sandro Brotz und die Sendung nicht gegen das Sachgerechtigkeitsgebot verstossen hätten, liegt gemäss der Ombudsstelle an mehreren Gründen. Der Moderator habe sein Fazit einerseits auf die ERK abgestützt und andererseits habe Thomas Aeschi habe die Gelegenheit gehabt, im «1:1-Gespräch» mit Brotz seine Sicht der Dinge darzulegen.

Darüber hinaus habe der SVP-Fraktionschef bis zu einem bestimmten Mass auch Schützenhilfe durch den FDP-Parteipräsidenten Thierry Burkhart erhalten. «Insgesamt war damit für das Publikum eine eigene Meinungsbildung möglich», schlussfolgert die Ombudsstelle.

Kurzweiliger Boykott der SVP

Nach der umstrittenen Sendung hatte die SVP am 22. März mitgeteilt, die «Arena» zu boykottieren. Den Boykott beendete sie jedoch bereits drei Wochen später. Dies nach einer Aussprache mit der SRG-Leitung. Laut der Volkspartei war das Gespräch «konstruktiv» verlaufen. Nach der «Zusicherung einer ausgewogenen Berichterstattung sowie der unparteiischen Moderation der Arena» sei die Partei darum bereit, wieder an der Sendung teilzunehmen - «auf Zusehen», wie sie schrieb.

Auch die SRG äusserte sich nach der Aussprache. SRF-Direktorin Nathalie Wappler begrüsste dabei den Schritt der SVP, wieder an den wöchentlichen Polit-Sendungen ihres Senders teilzunehmen. Zudem betonte der Sender, dass der Gesprächstermin unabhängig von der Boykott-Drohung der SVP bereits seit längerem festgestanden habe.