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Eine deutliche Mehrheit der Frauen ist der Ansicht, es gebe grosse Gleichstellungsdefizite in der Arbeitswelt. Das zeigt die Umfrage «Annajetzt», welche auch die Zufriedenheit in der Partnerschaft und Sexualität untersucht hat.
Wie sieht das Stimmungsbild der Frauen 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz aus? Um das zu beantworten, hat die Studie «Annajetzt» über 6000 Frauen gefragt, wie zufrieden sie mit ihrer beruflichen und privaten Situation sind. Die Antworten sind zum Teil ernüchternd.
Vor allem in der Arbeitswelt besteht für eine Mehrheit der Befragten ein Gleichstellungsdefizit, wie es in der am Montag veröffentlichten Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Sotomo und der Zeitschrift «Annabelle» heisst. So empfinden etwa 60 Prozent die Gleichstellung in der Arbeitswelt als nicht verwirklicht.
Weiter hat die Umfrage ergeben, dass etwas weniger als die Hälfte der Frauen genug verdient, um den Lebensunterhalt alleine zu bestreiten. Dies betreffe vor allem Teilzeitarbeitende und Mütter, heisst es.
Nur jede zweite erwerbstätige Frau schätzt in der Umfrage ihren Arbeitgeber als familienfreundlich ein. Zudem sehen 61 Prozent den Arbeitgeber in der Pflicht, damit sich der Beruf besser mit dem Familienleben vereinbaren lässt.
Insgesamt beurteilen jüngere Frauen von 25 bis 34 Jahren den Stand der Gleichstellung in der Arbeitswelt kritischer als ältere Umfrageteilnehmerinnen. In einem Punkt sind sich die Frauen aber generationenübergreifend einig: Fast drei Viertel sind der Ansicht, dass Männer hierzulande insgesamt mehr Vorteile hätten. Selbst im internationalen Vergleich sei das ein sehr hoher Anteil, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie.
Die wichtigste politische Forderung ist die nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, welche 85 Prozent der Befragten teilen. Geteilt sind die Meinungen dafür bezüglich Geschlechterquoten. Während 48 Prozent diese befürworten, lehnen sie 52 Prozent ab.
Im Grossen und Ganzen sind gemäss der Studie «Annajetzt» die Deutschschweizer Frauen mit ihrem Leben zufrieden. Die Zufriedenheit variiere dabei je nach Familien- und Haushaltssituation. Auffällig ist etwa, dass Mütter in einem Familienhaushalt weniger zufrieden sind mit ihrer Freizeit (50 Prozent) und beruflichen Laufbahn (57 Prozent) als der Durchschnitt (67 Prozent in beiden Kategorien).
Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben hängt laut den Umfrageergebnissen von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise steigt ab 35 Jahren die Anzahl der Frauen, für die Sex nicht so wichtig ist. Für jüngere Umfrageteilnehmerinnen ist Sex hingegen nicht nur wichtiger, viel mehr von ihnen geben auch an, dass sie sich mehr Sex wünschten.
Weiter heisst es in der Umfrage, dass auch die Kindersituation eine wichtige Rolle für die Sexualität spiele. So finden etwa Frauen mit Kindern im Vorschulalter häufiger, dass sie zu wenig Sex haben (41 Prozent). Zudem sind sie seltener voll und ganz mit ihrem Sexleben zufrieden (26 Prozent).