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Täglich erreichen Hunderte ukrainische Flüchtlinge die Schweiz. Kein gutes Haar lässt Walter Leimgruber, Präsident der Migrationskommission, an den Behörden. Ihnen fehle es an gesundem Menschenverstand und Grosszügigkeit.
Zu wenig flexibel, zu bürokratisch und zu schwerfällig. Am behördlichen Umgang mit geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern setzte es zuletzt Kritik ab. Ein Helfer sprach gar von einem «administrativen Labyrinth». Für Walter Leimgruber kommt das nicht überraschend. Der Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Basel präsidiert seit 2012 die Eidgenössische Migrationskommission (EKM).
Die Schweiz funktionierte recht gut, solange alles seinen gewohnten Gang gehe, konstatiert der Migrationsexperte im Interview mit dem «SonntagsBlick». In «unordentlichen Situationen» seien die Behörden dagegen überfordert. Nach Ansicht von Leimgruber fehlt manchmal der «gesunde Menschenverstand» und eine «gewisse Grosszügigkeit». Statt jedem Geflüchteten 700 Franken zu geben, um in den ersten Wochen über die Runden zu kommen, müsse zuerst «in unendlichen Sitzungen die offenbar wichtigste Frage geklärt werden: Wer zahlt?»
Der EKM-Präsident moniert, dass die Behörden zu häufig nur an Regeln und Abläufe denken würden und nicht an die Menschen. Wenn ein Beamter eine vernünftige Idee habe, die aber nicht geregelt sei, mache er sich angreifbar. In der Verwaltung würden schwierige Fragen deshalb hin- und hergeschoben. Leimgruber bringt es – «bildlich gesprochen» – so auf den Punkt: «Bis die Lösung vorliegt, ist der Patient längst tot, aber man weiss, wie man es beim nächsten Mal macht.» Ähnliche Muster habe es bereits während der Coronapandemie gegeben.