Stromversorgung
Alpiq-Präsident hält Diskussionen um neue Kernkraftwerke für sinnlos

Die Forderung nach neuen Atomkraftwerken stösst bei den Schweizer Energieversorgern auf wenig Gegenliebe. Alpiq-Verwaltungsratspräsident Johannes Teyssen sieht andere Möglichkeiten.

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Neue Kernkraftwerke sind für den Alpiq-Verwaltungsratspräsidenten nicht realistisch. Im Bild das Kernkraftwerk Gösgen.

Neue Kernkraftwerke sind für den Alpiq-Verwaltungsratspräsidenten nicht realistisch. Im Bild das Kernkraftwerk Gösgen.

Keystone

Das Thema Stromversorgung liefert in der Schweiz aktuell genügend Stoff für hitzige Debatten. So fordert etwa die SVP den Bau von neuen Kernkraftwerken. Die FDP-Delegierten wiederum wollen zumindest das Verbot für den Bau von neuen AKW aus dem Gesetz streichen.

Allerdings stossen die Vorschläge bei den Energieversorgern auf wenig Gegenliebe. «Wir sollten unsere Energie besser für die anderen Diskussionen einsetzen als für Debatten um neue Kernkraftwerke», sagte Alpiq-Verwaltungsratspräsident Johannes Teyssen gegenüber der «NZZ am Sonntag».

In der Schweiz gelte das dasselbe wie in Deutschland: «Kein Energieversorger möchte eines bauen, keine Bank es finanzieren.» Man sollte daher aufhören, mit dem Thema Kernenergie alle anderen notwendigen Diskussionen zu verdrängen.

Windenergie und Wasserkraft

Lieber möchte er etwa nochmals über Windenergie sprechen. Und was in der Schweiz auf jeden Fall gehe, sei in grossem Umfang Photovoltaik zu bauen. «Und zwar nicht nur auf Dächern, sondern auch auf Freiflächen.» Da sei die Schweiz mit ihrer Geografie gut aufgestellt. «Ich würde erwarten, dass wir jetzt gemeinsam mit grösster Kraft und Eile einsteigen.»

Auch bezüglich Wasserkraft müsse es vorwärts gehen. Die 15 Projekte, die von Bundesrätin Sommaruga identifiziert wurden, seien «essenziell». Da müsse man schnell Hindernisse aus dem Weg räumen, damit man bereits in drei oder vier Jahren erste Ergebnisse sehe.

Teysssen will vorhandene Kraftwerke erhalten

Zudem müssen laut Teyssen die vorhandenen grossen Wasser- und Kernkraftwerke erhalten bleiben. «Mir fällt nicht viel ein, mit dem man morgen die Kernkraftwerke Gösgen oder Leibstadt ersetzen könnte.» Er werde allerdings niemals den Betrieb eines Kernkraftwerks unterstützen, «wenn ich nicht absolut sicher bin, dass das sicherheitstechnisch vertretbar ist».

Ein längerer Betrieb als die immer wieder ins Spiel gebrachten 50 Jahre sei machbar – «auch wenn Zahlen wie 50 oder 60 Jahre willkürlich gewählt sind». Der Weiterbetrieb werde jedoch Geld kosten. (abi)