«Strike for Future»
Zehntausende: Klimajugend und Gewerkschaften demonstrierten Hand in Hand

Am Freitag sind Zehntausende Menschen am «Strike for Future» in der ganzen Schweiz auf die Strassen. Dabei stand nicht nur der Klimaschutz im Fokus.

Dario Pollice, Lucien Fluri aus Bern
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Die Klimajugend trat erstmals 2019 mit Kundgebungen in die Öffentlichkeit. (Archivbild)

Die Klimajugend trat erstmals 2019 mit Kundgebungen in die Öffentlichkeit. (Archivbild)

Keystone

Kurz vor Freitagmittag wurden die Kundgebungen zum «Strike for Future» schweizweit mit einem «Klima-Alarm» eingeläutet. Die Organisatoren haben die Menschen dazu aufgerufen, durch Hupen, Hämmern, Pfeifen und anderweitigen Lärm die Menschen «wachzurütteln»:

Zu den Demonstrationen aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, Klimastreik Schweiz und kirchlichen Organisationen. Die Organisationen zeigten sich in einer ersten Bilanz zufrieden: Am Aktionstag hätten über 30'000 Menschen an über 100 Aktionen teilgenommen.

Die Demonstranten wollten sich keineswegs nur auf den Kampf gegen die Klimaerwärmung beschränken. Die Themen an den schweizweit 50 angekündigten Aktionen umfassten unter anderem auch die Arbeitsbedingungen, die Gewalt gegen Frauen oder den Rassismus.

«Wenn wir die Klimakrise bekämpfen wollen, müssen wir gleichzeitig auch soziale Ungleichheiten bekämpfen», sagte Klimaaktivist Tiziano De Luca am Freitagmorgen gegenüber Radio SRF. Auch die Gewerkschaft Unia forderte in einer Mitteilung, dass der ökologische Umbau nur mit einem «gesellschaftlichen Umbau für mehr soziale Gerechtigkeit» einhergehen könne.

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Von einem grossen Streik war in Bern um die Mittagszeit derweil noch nichts zu sehen. Punkt elf Uhr wurde ein grosser Leiterwagen auf den Bahnhofplatz gezogen. Fünf Gärtnerinnen und Gärtner, aktiv bei der Gewerkschaft Unia, zogen Pflanzen - einheimisches Wildgehölz - auf den Platz und verteilten sie an Passanten. «Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen war früher. Der zweitbeste ist jetzt», stand auf einem Transparent.

Gärtnerin Michèle Witschi und ihre Kollegen wollten mit der Aktion etwas mehr Grün in die Stadt bringen. Das sei nötig, sagte Witschi. «Pflanzen fördern die Biodiversität und sie kühlen die Städte.»

Gleich daneben war eine Gruppe von Amnesty International im Dienste des Klimastreiks unterwegs. Und dann kamen drei junge Tessiner, verkleidet als Clowns mit roter Nase und Mütze. Sie bastelten ein Plakat, auf dem stand: «Ökologie ohne Klassenkampf ist nichts weiter als Gartenarbeit.» «Klassenkampf» sei nicht aggressiv gemeint, sagte eine der drei. «Wir müssen uns alle zusammen als Gesellschaft engagieren.»

Bähnler lassen Lokpfeifen ertönen

Der Weg hin zu einer ökologischeren Gesellschaft dürfe nicht auf Kosten der sozial Schwächeren gehen, so die Gewerkschaft weiter. Daher forderte die Unia die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen in der «Green Economy» und einen stärkeren Service public, vor allem im Transportwesen und im Energiesektor.

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV marschierte ebenfalls für den «Strike for Future» auf den Strassen und lässt für den «Klima-Alarm» die Lokpfeifen ertönen, wie es in einer Mitteilung heisst. «Was wir brauchen, ist eine soziale und gemeinschaftliche Klimawende», lässt sich Daniela Lehmann Koordinatorin Verkehrspolitik beim SEV, zitieren. In diesem Rahmen soll etwa der flächendeckende Schienengüterverkehr nachhaltig ausgebaut werden.

Auch in Zürich wurde gestreikt: Hier machten sich mehrere hundert Demonstranten mit dem Velo auf einen Umzug durch die Innenstadt.
Höhepunkt und Abschluss des Aktionstags sollen Kundgebungen in Zürich, Winterthur, Bülach und Wallisellen am späten Nachmittag bilden.

Keystone-SDA