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Unia legt ihre Finanzen offen und kritisiert «verlogene Kampagne»

Nach Medienberichten hat die Gewerkschaft Unia ihre Jahresrechnungen veröffentlicht: Sie weist Anlagevermögen von 773 Millionen Franken aus. Die Gewerkschaft kritisiert, es werde nicht mit gleichen Ellen gemessen.

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Die Unia legte am Freitag ihre Finanzen offen. (Symbolbild)

Die Unia legte am Freitag ihre Finanzen offen. (Symbolbild)

Keystone

Bis vor kurzem waren die Finanzen der Unia nur einem kleinen Personenkreis bekannt. Die Gewerkschaft publiziert auf ihrer Website lediglich eine jährliche Erfolgsrechnung mit Aufwand und Ertrag, die auch die Mitglieder erhalten. Wie gross das Vermögen der Unia in Immobilien und Wertschriften ist, wurde im September durch ein Bundesgerichtsurteil publik. Die Gewerkschaft hatte eine Steuerrechnung angefochten und musste daher vor dem Gericht einen Teil ihrer Buchhaltung offenlegen.

Die Tamedia-Zeitungen, welche die Zahlen publik machten, schrieben daraufhin, die Unia sei «mit hoher Wahrscheinlichkeit die finanzkräftigste politische Organisation der Schweiz». Der «Blick» doppelte später nach und publizierte noch detailliertere Zahlen zu Immobilienportfolios und Wertschriften. Am letzten Mittwoch reagierte schliesslich die Unia selbst. Die Gewerkschaft kündigte an, «angesichts des medialen Interesses» Transparenz zu schaffen.

Unia schafft Transparenz

Sie hat nun am Freitag die Konzernrechnungen der letzten fünf Jahre sowie diejenige der Gewerkschaft auf ihrer Website veröffentlicht. Die Zahlen sind eindrücklich: So weist der Konzern per Ende 2020 ein Anlagevermögen von über 773 Millionen Franken aus. Allein die Finanzanlagen – etwa Aktien und Obligationen – betragen knapp 329 Millionen. Der Konzern besitzt 151 Liegenschaften inklusive Hotels und 2861 Wohnungen. Die Gewerkschaftseinnahmen beliefen sich auf rund 145 Millionen, darunter Gewerkschaftsbeiträge von 58 Millionen Franken. Der Gewerkschaftsaufwand betrug 11 Millionen.

Völlige Transparenz schafft die Unia auch bezüglich Entlöhnung. So verdient ein Mitglied der Geschäftsleitung durchschnittlich brutto 150'930 Franken im Jahr. Regionalsekretärinnen kommen auf rund 126'000 Franken.

Gewerkschaft wehrt sich gegen Kampagne

Unia-Präsidentin Vania Alleva stellte sich an einer Videokonferenz den Fragen der Medien. Sie beteuerte: «Wir haben uns immer an die Rechnungslegungsvorschriften gehalten.» Die Behörden und gewerkschaftlichen Delegierten hätten stets volle Einsicht in die Jahresrechnung der Unia erhalten.

Alleva kritisierte indes, dass in den Medien um die Finanzen der Unia ein «grosses Geschrei» losgebrochen sei. Arbeitsfunktionäre und bürgerliche Politiker hätten die Gewerkschaft mit Verdächtigungen und Intransparenzvorwürfen eingedeckt. «Ich finde diese Kampagne ziemlich verlogen. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass unsere Finanzen in Ordnung sind», sagte Alleva.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Nach Ansicht der Unia-Präsidentin seien die publizierten Finanzinformationen der Gewerkschaften detaillierter als alles, was sie bisher auf Arbeitgeberseite gesehen habe. Zudem seien es gerade bürgerliche Parlamentarier, die sich gegen jede Transparenz in der Parteienfinanzierung wehren, monierte Alleva. Sie rief die Medienschaffenden dazu auf, mit gleichen Ellen zu messen und auch den Arbeitgeberverbänden oder der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse auf die Finger zu schauen.

Martin Tanner, Vizepräsident der Unia, sagte, dass das Vermögen der Gewerkschaft auf einer über 100-jährigen nachhaltigen Finanzpolitik basiere. Dazu gehöre auch, dass die Unia und ihre Vorgängerorganisationen in Genossenschaften investiert haben. «Wir haben weder Aktionäre zu befriedigen, noch betreiben wir Spekulationen», so Tanner.

Die Unia habe nun ihre Konzernrechnung nicht wegen internem Druck vonseiten ihrer Mitglieder veröffentlicht, sagte Alleva. Vielmehr habe die Gewerkschaft mit gutem Beispiel vorangehen wollen. «Wir erwarten nun aber, dass auf der anderen Seite dasselbe geschieht», so Alleva. (agl/abi/dpo)