Comeback
Er kann es einfach nicht lassen: Pierre Maudet kandidiert erneut für den Genfer Staatsrat

Als Wunderkind der Genfer Politik galt Pierre Maudet. Bis er sich im Zuge einer Luxusreise nach Abu Dhabi in eine veritable Staatsaffäre verstrickte. Nun will Maudet zurück in die Genfer Regierung – obwohl das Verfahren gegen ihn beim Bundesgericht noch hängig ist.

Ann-Kathrin Amstutz
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Im Oktober 2021 musste Pierre Maudet bei der Genfer Berufungs- und Revisionsstrafkammer antraben.

Im Oktober 2021 musste Pierre Maudet bei der Genfer Berufungs- und Revisionsstrafkammer antraben.

Keystone

Er kandidiere nicht «aus egoistischen Gründen». Das schreibt Pierre Maudet auf seiner Website, wo der 44-Jährige seine Kandidatur für die Genfer Kantonsregierung verkündet. Vielmehr wolle er «die Werte einer neuen Liste verteidigen», auf der er im April 2023 zur Wahl antreten wird. Es ist dies Maudets eigene Liste «Freiheit und soziale Gerechtigkeit». Ganz so neu ist die Liste jedoch nicht: Maudet ist bereits bei seinem ersten, erfolglosen Comeback-Versuch 2021 darauf angetreten.

Von 2013 bis 2020 sass Pierre Maudet bereits im Genfer Staatsrat. 2017 wurde er von der FDP als Bundesratskandidat aufgestellt, unterlag jedoch dem heutigen Aussenminister Ignazio Cassis. Nur wenig später kam die Affäre Maudet ins Rollen, die schweizweit für Schlagzeilen sorgte.

Luxusreise nach Abu Dhabi löste eine Staatsaffäre aus

Im Sommer 2018 eröffnete die Genfer Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Maudet. Der Vorwurf lautete auf Vorteilsnahme im Amt. Es ging um eine Luxusreise nach Abu Dhabi, die Maudet 2015 mit seiner Familie unternahm – auf Kosten des dortigen Königshauses, was Maudet aber lange leugnete.

Es folgte im Juli 2020 der Ausschluss Maudets aus der Genfer FDP. Nach langem Seilziehen und auf massiven Druck hin trat Maudet darauf im Herbst aus der Genfer Regierung zurück. Trotzdem kandidierte er im Frühling 2021 auf einer eigenen Liste für seine eigene Nachfolge, scheiterte jedoch deutlich.

Entscheid des Bundesgerichts steht aus

Aktuell ist der Jurist in der Privatwirtschaft tätig – als Direktor eines KMU im Bereich Cybersicherheit. Nun zieht es ihn also wieder zurück in die Politik. Dies, obwohl das Strafverfahren gegen Maudet noch immer nicht abgeschlossen ist.

In erster Instanz war Maudet im Februar 2021 zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden. Daraufhin sprach ihn das Kantonsgericht in zweiter Instanz frei. Doch die Staatsanwaltschaft, die eine bedingte Freiheitsstrafe von 14 Monaten gefordert hatte, zog den Fall ans Bundesgericht weiter. Dort ist der Entscheid noch ausstehend.