Höchste Schweizerin
Irène Kälin besucht Kiew und befreite Stadt Irpin – Lob vom ukrainischen Parlamentspräsidenten für Mut

Nationalratspräsidentin Irène Kälin weilt am Mittwoch mit einer offiziellen Delegation in Kiew. Der Präsident des ukrainischen Parlaments wertet den Besuch aus der Schweiz als deutliches Zeichen der Unterstützung.

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Nationalratsdelegation besucht befreite Stadt Irpin

Keystone-SDA

Die höchste Schweizerin wird zwar nicht zum ukrainischen Parlament sprechen. Das bestätigte eine Sprecherin der Eidgenössischen Räte vor Ort am Mittwoch gegenüber CH Media. Einen Grund für die Absage nannte sie nicht. Wie Agenturbilder zeigen, traf Irène Kälin bei ihrem Besuch in Kiew dennoch auf Ruslan Stefanchuk, den Präsidenten des ukrainischen Parlaments. Begleitet wird die Nationalratspräsidentin bei ihrer Visite im Kriegsgebiet von einer Dreierdelegation von Schweizer Parlamentariern, dem Schweizer Botschafter in Kiew sowie dessen Pendant in der Schweiz.

Nebst politischen Treffen in der Stadt stehen bei dem Besuch auch verschiedene Begehungen im Umland der ukrainischen Hauptstadt auf dem Programm. Laut Agenturbildern sind bislang die Städte Irpin und Hostomel respektive dessen zerstörter Flughafen besucht worden. In diesen Vororten waren beim Rückzug der russischen Angreifer hunderte Leichen auf Strassen und in Massengräbern entdeckt worden. Die Entdeckung von Kriegsverbrechen hatte weltweit für Entsetzen gesorgt, neben Irpin auch in Butscha.

Ukrainischer Parlamentspräsident lobt Kälin für Mut

Die Reise erfolgte auf eine offizielle Einladung des ukrainischen Parlamentspräsidenten. Wie Ruslan Stefantschuk sagte, ist der Besuch der höchsten Schweizerin mehr als ein Zeichen der Solidarität. Es brauche Mut, dies zu tun, und es sei ein deutliches Zeichen der Unterstützung, schreibt die Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu einem Video aus dem Kriegsgebiet.

Irène Kälin wurde bei ihrem Besuch immer von schwerbewaffneten Soldaten begleitet.
10 Bilder
Beschützt durch ukrainische Militärs bereist die Schweizer Nationalratspräsidentin Irène Kälin am Mittwoch Kiew und Umgebung.
Der Präsident des ukrainischen Parlaments, Ruslan Stefanchuk (2.v.r.) empfang Kälin mit dem Sprecher des nordmazedonischen Parlaments (l.) und dem Sprecher des rumänischen Parlaments (3.v.l.) am zerstörten Flughafen Hostomel.
Auch die einst besetzte Stadt Irpin steht auf dem Programm der Delegationen aus den drei Ländern.
Die Einfahrt der Schweizer Delegation am Mittwoch in Kiew.
Übernachtet hat Irène Kälin im ukrainischen Schlafwagenabteil.
Eine Polnische Zollbeamtin kontrolliert vor der Abfahrt den Pass von Nationalrat Nik Gugger (EVP/ZH).
Mit der Nationalratspräsidentin unterwegs sind auch die Nationalräte Roger Nordmann (SP) und Yves Nidegger (SVP, r.).
Mit der Delegation unterwegs ist auch der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybchenko. Hier im Bild mit Kälin.
Start zur Reise der Schweizer Delegation nach Kiew war in Bern. Mit dem Bundesratsjet gings erst nach Polen, wo der Zug Nachtzug bereitstand.

Irène Kälin wurde bei ihrem Besuch immer von schwerbewaffneten Soldaten begleitet.

Peter Klaunzer / KEYSTONE

Die Schweizer Delegation ist bei ihrem Besuch in und um Kiew am Mittwoch teilweise auch unterwegs mit Vertretern der Parlamente Rumäniens und Nordmazedoniens. Laut der Sprecherin des Eidgenössischen Parlaments soll es nach dem Treffen mit Stefanchuk einen Point de Presse geben. Ein Zeitpunkt dazu ist bislang aber nicht bekannt.

Warnung aus Russland an westliche Politiker

Nebst «all dem wahnsinnigen Leid» sei es «sehr schön, den unglaublichen, bewundernswerten Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer zu sehen», sagte Irène Kälin vor Ort zu einem «Blick»-Reporter. In Aufnahmen vor Ort ist Irène Kälin ohne Schutzweste zu sehen. «Es ist Aufgabe der Schweiz, uns bedingungslos auf die Seite des Völkerrechts zu stellen», ist die Ukraine laut der höchsten Schweizerin doch «Opfer eines grossen Völkerrechtsmissbrauchs» geworden. Da sei es «nichts als anständig, hier zu sein», so die Aargauer Grünen-Nationalrätin.

Nachdem russische Behördenvertreter seit Beginn ihres Angriffskriegs in der Ukraine mehrmals Zwischenfälle und den Beschuss von Orten auf russischer Seite kritisiert hatten, drohte Moskau am Dienstag, Kommandostellen für Raketenangriffe in Kiew wieder verstärkt ins Visier zu nehmen. Wie es aus dem russischen Verteidigungsministerium hiess auch dann, wenn sich dort «westliche Berater» befänden. Deren Anwesenheit sei für russische Angriffe «nicht unbedingt» ein Problem bei Vergeltungsmassnahmen. (sat/dpa)