Öffentlicher Verkehr
Trotz gesetzlicher Forderung: Jeder fünfte Bahnhof ist Ende 2023 nicht behindertengerecht

Die Bahnhöfe und Haltestellen in der Schweiz werden nicht so schnell behindertengerecht, wie es der Gesetzgeber eigentlich wollte. Als Grund geben die Bahnen fehlende Ressourcen an.

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Längst nicht überall können Rollstuhlfahrer so einfach aus dem Zug aussteigen. (Symbolbild)

Längst nicht überall können Rollstuhlfahrer so einfach aus dem Zug aussteigen. (Symbolbild)

Keystone

(mg) Es ist eine sehr diplomatisch verfasste Meldung: Für die behindertengerechten Bahnhöfe seien «weitere Anstrengungen» der Bahnen nötig, schreibt das Bundesamt für Verkehr (BAV) in einer Mitteilung vom Donnerstag. Bis Ende 2023 müssen in der Schweiz alle Bahnhöfe und Eisenbahn-Haltestellen der Schweiz baulich an die Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) angepasst werden – vorausgesetzt solche Anpassungen sind «verhältnismässig». Zuständig für die Umsetzung sind die Bahnen beziehungsweise die Infrastrukturbetreiber. Bei 873 von 1800 aller Haltestellen und Bahnhöfen ist dies mittlerweile erledigt. Im vergangenen Jahr sind gerade einmal 54 dazugekommen.

In den kommen drei Jahren gibt es also noch viel zu tun. Nur: «Bei rund 323 Projekten werden die Bahnen trotz mehrfacher Intervention des BAV die Anpassungsfrist von Ende 2023 voraussichtlich verpassen», heisst es in der Mitteilung. Das sind 18 Prozent aller Bahnhöfe. «Die betroffenen Unternehmen geben als Grund fehlende Ressourcen bei Planung und Personal an», schreibt das BAV. Damit weitere Verzögerungen vermieden werden können, habe das BAV für alle Projekte, «deren Baubeginn erst nach Abschluss der Frist angesetzt ist, verbindliche Termin- und Finanzierungspläne eingefordert.»

Bis Ende 2023 profitieren 86 Prozent aller Reisenden

Für 240 der betroffenen Bahnhöfe und Haltestellen liegen solche Pläne vor – bei insgesamt rund sieben Prozent «erweist sich eine bauliche Anpassung als unverhältnismässig». An diesen Orten müssen spätestens ab Ende 2023 Ersatzmassnahmen angeboten werden. «Dabei steht die Hilfestellung durch Personal des Unternehmens im Vordergrund»,schreibt das BAV.

Trotz den Trödlereien kann das BAV auch Positives vermelden: «Weil bisher vor allem die grossen Bahnhöfe saniert wurden, führt dies dazu, dass 66 Prozent aller Reisenden davon profitieren». Mit den jetzt geplanten Massnahmen werde sich dieser Anteil bis Ende 2023 auf «mindestens 86 Prozent erhöhen».