Jugendbefragung
Die jungen Erwachsenen stehen gut im Leben – doch es gibt auch Warnsignale

Die jüngste Schweizer Jugendbefragung zeigt grundsätzlich ein positives Bild. Doch es gibt auch negative Entwicklungen, etwa in den Bereichen psychische Gesundheit und Sport.

Dario Pollice
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Ein Grossteil der jungen Erwachsenen ist zufrieden mit ihren Leben. Doch die jüngste Jugendbefragung zeigt auch besorgniserregende Trends auf. (Symbolbild)

Ein Grossteil der jungen Erwachsenen ist zufrieden mit ihren Leben. Doch die jüngste Jugendbefragung zeigt auch besorgniserregende Trends auf. (Symbolbild)

Keystone

Den jungen Erwachsenen auf den Zahn fühlen – das ist das Ziel des Projekts «Young Adult Survey Switzerland» (Yass) der Eidgenössischen Jugendbefragungen. Diese werden alle vier Jahre bei der Aushebung der Armee und Online durchgeführt. Die erste Erhebung fand 2010/2011 statt. Am Donnerstag präsentierte Bundesrätin Viola Amherd zusammen mit den Studienleitern die Ergebnisse der dritten Befragung, welche 2018/2019 und damit noch vor der Coronapandemie durchgeführt wurde.

Die Resultate zeigen: Knapp 80 Prozent der jungen Erwachsenen sind sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben. Dabei gaben sich Männer im Durchschnitt zufriedener als die befragten Frauen, wie es in einer Mitteilung heisst. Über die drei Befragungen hinweg hat die Zufriedenheit der Männer etwas zugenommen, jene der Frauen nahm dagegen etwas ab.

Die Grafik zeigt die allgemeine Lebenszufriedenheit der jungen Menschen im Zehnjahresvergleich auf.

Die Grafik zeigt die allgemeine Lebenszufriedenheit der jungen Menschen im Zehnjahresvergleich auf.

Grafik: ch-x

Fast 20 Prozent leiden unter Suizidgedanken

Dieser positive Gesamteindruck trübt sich aber etwas bei genauerem Hinsehen. So ist etwa die Anzahl der Unzufriedenen und Unentschlossenen bei der jüngsten Befragung deutlich grösser (21 Prozent) als noch vor zehn Jahren (10 Prozent). Dies könnte als «Alarmzeichen» gedeutet werden, welches die Politik und Gesellschaft nicht unterschätzen soll.

Alarmierend ist auch die Erkenntnis, dass die psychische Belastung der jungen Erwachsenen zwischen der zweiten und dritten Befragung deutlich zugenommen hat. Mittlerweile haben rund 19 Prozent beider Geschlechter angegeben, Suizidgedanken zu haben. Bei der letzten Befragung waren es noch 11 Prozent.

Solche Gedanken werden gemäss dem Bericht häufiger geäussert, wenn es Brüche in der Bildungskarriere gibt. Die Ergebnisse werden bestätigt durch den Bericht zur psychischen Gesundheit in der Schweiz, gemäss dem Depressionssymptome bei Männern zwischen 16 und 20 Jahren von 2012 bis 2017 von rund sieben auf 14 Prozent zugenommen haben.

Die Studienautoren stellten dabei fest, dass die Bildung eng mit der Lebenszufriedenheit der Befragten verbunden ist. So sind junge Erwachsene, die nach der obligatorischen Schulzeit weder eine Berufsbildung noch eine Allgemeinbildung (Maturität, Fachmittelschule) abschliessen, weniger zufrieden sind mit ihrem Leben.

Exzessiver Alkoholgenuss und weniger Sport

Mit Blick auf den gesunden Lebensstil fällt die Bilanz durchzogen aus. Zwar ist die Anzahl der täglich Rauchenden innert zehn Jahren von 25 Prozent auf 17 Prozent gesunken. Demgegenüber konsumieren junge Erwachsene häufiger exzessiv Alkohol. Bei der ersten Befragung waren es noch 10 Prozent der Befragten, bei der jüngsten beträgt die Anzahl 17 Prozent.

Die jungen Erwachsenen wurden gefragt: «Wie häufig in den letzten 12 Monaten haben Sie 5 oder mehr Standardgläser Bier, Wein, Schnaps oder irgendeinen Alkohol auf einmal getrunken?»

Die jungen Erwachsenen wurden gefragt: «Wie häufig in den letzten 12 Monaten haben Sie 5 oder mehr Standardgläser Bier, Wein, Schnaps oder irgendeinen Alkohol auf einmal getrunken?»

Grafik: ch-x

Ebenso unerfreulich bezüglich der Gesundheit ist, dass der Anteil jener, die nie Sport treiben, gestiegen ist. Die sportlich Aktiven stellen zwar immer noch die Mehrheit, doch die Anzahl ist im Verlauf von zehn Jahren von 84 auf 74 Prozent gesunken.

Suchtmittel zur Bewältigung psychischer Probleme

Diese gegenläufigen Entwicklungen – weniger Sport, mehr Suchtmittel – zu erklären, ist laut den Studienautoren nicht leicht. Sie könnten aber ein Hinweis dafür sein, dass immer mehr junge Erwachsene für die Bewältigung von persönlichen Problemen «eskapistische, wenig erfolgsversprechende und wenig nachhaltige Strategien wählen», heisst es im Bericht.

Die Eidgenössischen Jugendbefragungen werden alle zwei Jahre anlässlich der Aushebung in den sechs schweizerischen Rekrutierungszentren durchgeführt. So werden laut den Studienautoren jeweils rund 34'000 Schweizer Männer im Alter von 19 Jahren erfasst. Zusätzlich werden via einer national repräsentativen Ergänzungsstichprobe etwa 3000 junge Frauen online befragt.