Jubiläum
Bauernverband feiert sein 125-jähriges Bestehen

Anlässlich des runden Jubiläums versammelte sich die Spitze des Bauernverbandes am Gründungsort im Berner Rathaus. In Hinblick auf den bevorstehenden Abstimmungskampf zur Massentierhaltungsinitiative gibt sich der SBV indes kämpferisch.

Dario Pollice
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Zum 125. Geburtstag des Bauernverbandes haben die Spitzen des SBV auf der kleinen Schanze neben dem Bundeshaus einen Baum gepflanzt.

Zum 125. Geburtstag des Bauernverbandes haben die Spitzen des SBV auf der kleinen Schanze neben dem Bundeshaus einen Baum gepflanzt.

SBV

Als der Schweizer Bauernverband (SBV) vor 125 Jahren gegründet wurde, befanden sich nicht wenige Bauernfamilien in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Sie litten unter der zunehmenden Konkurrenz durch Importe, die per Eisenbahn und Dampfschiffe nun einfacher transportiert werden konnten.

Um die Interessen der Bauernfamilien besser zu vertreten und die Kräfte zu bündeln, gründeten 281 Bauernvertreter am 7. Juni 1897 im Berner Rathaus den Schweizer Bauernverband. 125 Jahre später versammelte sich nun die Verbandsspitze anlässlich des runden Geburtstags am Dienstag erneut am Gründungsort des SBV, wie es in einer Mitteilung heisst.

Ein einflussreicher Player in Bundesbern

Zur Zeit der Gründung des Bauernverbandes (SBV) 1897 war noch rund ein Drittel der hiesigen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig war. Heute ist dieser Anteil auf weniger als drei Prozent gesunken. Dennoch ist der SBV eine der stärksten Interessenorganisationen hierzulande. Ohne Zustimmung des Bauernverbandes kommt kaum ein landwirtschaftspolitisches Vorhaben in Bundesbern durch.

Entsprechend muss der SBV auch immer wieder Kritik einstecken. Vorab von links-grüner Seite wird der Bauernverband dafür kritisiert, dass er als Sprachrohr der «Agrarlobby» und seinen Vertretern im Parlament zu viel Einfluss in Bundesbern habe.

Die Dachorganisation der Schweizer Landwirtschaft sieht sich dagegen im Dienste der Schweizer Bäuerinnen und Bauern. Seit seiner Gründung setzt er sich laut eigenen Angaben für «angemessene Produzentenpreise und damit vergleichbare Einkommen, geeignete politische Rahmenbedingungen, eine faire Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen und generell für die Interessen der einheimischen Bauernfamilien ein». (dpo)

Im Rahmen der Festivitäten haben der Verband und seine 80 Mitgliedsektionen je einen Baum gepflanzt, um damit «Verwurzelung und Zukunftsglauben» zu symbolisieren. Derjenige des Bauernverbandes wächst nun auf der kleinen Schanze neben dem Bundeshaus. Gleich neben dem Baum haben das Präsidium und die Geschäftsleitung des SBV zudem zusammen mit Vertretern von Stadtgrün Bern eine Erinnerungstafel eingeweiht.

Im Herbst ist überdies eine weitere Jubiläumsaktion geplant: Am 19. September will der Bauernverband gemäss eigenen Angaben auf dem Bundesplatz in Bern eine «Weltrekord-Rösti» in einer Riesenpfanne herstellen.

Massentierhaltungsinitiative: Hitziger Abstimmungskampf steht bevor

Dass der SBV sich in seinem Jubiläumsjahr aber nicht darauf beschränken will Bäume zu pflanzen und eine Riesenpfanne zu schwenken, signalisiert er bereits mit der Überschrift in seiner Mitteilung: «125 Jahre – und kein bisschen müde.» Tatsächlich hat der Bauernverband bereits Anfang Jahr den Abstimmungskampf zur Massentierhaltungsinitiative eingeläutet.

Die Vorlage kommt am 25. September an die Urne. Sie will das Tierwohl sowie Regeln für den Import von tierischen Produkten in der Verfassung verankern. Die Initianten fordern «das Ende der industriellen Tierproduktion in der Schweiz» und verlangen unter anderem, dass künftig alle Tiere in der Schweizer Landwirtschaft «bedürfnisgerecht leben können», wie es auf der Webseite der Befürworter heisst. Der SBV hingegen spricht von einer «unnötigen» Vorlage und warnt davor, dass bei Annahme «die einheimische Produktion als Ganzes geschwächt und die Importe angekurbelt» würden.

Der Schweiz dürfte ein hitziger Abstimmungskampf bevorstehen: Die Debatte im Nationalrat vom vergangenen Dezember war ein kleiner Vorgeschmack darauf. Auf den direkten Gegenvorschlag des Bundesrats, mit dem dieser den Initianten entgegenkommen wollte, trat er schon gar nicht ein.