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Der Kanton Zürich lanciert ein Pionierprojekt: Imame und muslimische Betreuungspersonen sollen einen Weiterbildungskurs absolvieren können. Damit soll der Kanton Ansprechpersonen in Integrationsfragen gewinnen.
«Zürich-Kompetenz» heisst das Pionierprojekt des bevölkerungsreichsten Kantons. Dieses richtet sich an Imame und Frauen sowie Männer aus der muslimischen Gemeinschaft. Ein Weiterbildungslehrgang soll ihnen unter anderem Kompetenzen in den Themenfeldern Kontext Schweiz, Kanton Zürich, Pädagogik, Kommunikation und Arbeit vermitteln, wie die Justizdirektion am Donnerstag schreibt. Auch theologische Reflexionen bezüglich aktuellen Herausforderungen stünden auf dem Lehrplan.
Das Bedürfnis in der muslimischen Gemeinschaft nach einer angemessenen Ausbildung ihrer Imame und Betreuungspersonen sei gross. Doch bislang gebe es in der Schweiz noch keine Ausbildung für muslimische Betreuungspersonen, wie etwa für reformierte oder katholischen Pfarrer. Mit dem am Donnerstag vorgestellten Projekt wolle der Kanton nun diese Lücke schliessen.
«Wir sind überzeugt, es braucht Teilhabe statt Ausgrenzung», sagte Justizdirektorin Jacquline Fehr (SP) an einer Medienkonferenz zum Projekt. Es sei wichtig, dass die Schlüsselpersonen in der muslimischen Gemeinschaft das nötige Rüstzeug mitbringen für ihre zentrale Aufgabe.
Der achttägige Weiterbildungslehrgang wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg und mit Unterstützung der Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich konzipiert. Nebst der Theorie soll der Kurs auch praktische Elemente wie einen Kurz-Einsatz im Bereich der Verwaltung oder in Bildungs- und Sozialeinrichtungen umfassen. Die Bewerber müssen ein mehrstufiges Auswahlverfahren absolvieren, welches auch eine Sicherheitsüberprüfung beinhalte
Das Projekt soll nach Angaben der Justizdirektion drei Jahre dauern und rund 407'000 Franken kosten. Ziel des Kantons sei, dass er dank Lehrgangs künftig auf Ansprechpersonen in Fragen der Integration, der Jugendarbeit und der Religionspädagogik zurückgreifen könne.
Auf wenig Gegenliebe stösst die Idee bei der SVP des Kantons Zürich. Das Projekt würde nur Steuergelder ausgeben und den Staatsapparat weiter aufblähen, moniert sie in einer Stellungnahme. Dabei sei die Justizdirektion zu «feige», das wirkliche Problem beim Namen zu nennen: die «Koran-Auslegung, die zu Hass und Gewalt gegen so genannt Ungläubige aufruft.» Zudem bemängelt die SVP, dass das Projekt zu einer «nicht zu rechtfertigenden Ungleichbehandlung verschiedener Religionsgemeinschaften» führe.
Begrüsst wird das Projekt dagegen vonseiten der SP. Der Lehrgang sei «ein wichtiges Element für eine verbindliche und vertrauensvolle Beziehung auf Augenhöhe», lässt sich SP-Kantonsrätin Esther Straub in einer Mitteilung zitieren.