Am Samstag hat ein Mann bei einer Impfaktion im Zürcherischen Gossau die Regierungsrätin Natalie Rickli mit Apfelschorle begossen. Zivilpolizisten konnten den Mann anschliessend festnehmen.
Am Samstag stellte die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli im Zürcherischen Gossau das Impfmobil vor. Dabei handelt es sich um einen Bus, mit dem in den Zürcher Gemeinden die Impfquote erhöht werden soll. Wie die NZZ berichtete, wurde in Impfgegnerkreisen gegen die Veranstaltung mobilisiert. An der Veranstaltung seien mehrere Plakate mit impfkritischen Sprüchen zu sehen gewesen.
Im Laufe der Einweihungsfeier sei ein Mann auf Rickli zugegangen und habe sie mit einer Flüssigkeit überschüttet, so die NZZ. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt den Vorfall. Bei der Flüssigkeit habe es sich um Apfelschorle gehandelt. Zivilpolizisten hätten den Mann anschliessend festnehmen können.
Auch in Olten kam es am Samstag zu einem gewalttätigen Vorfall. Rund 300 Massnahmengegner und Impfskeptiker nahmen an einer bewilligten Kundgebung teil, während rund 25 Gegendemonstranten eine andere Route durch die Stadt einnahmen.
In einer Stellungnahme schreibt die Solothurner Kantonspolizei am Sonntag, dass die Gegendemonstranten die Massnahmengegner provoziert hätten. Die Beamten mussten direkte Konfrontationen zwischen den beiden Gruppierungen unterbinden, die Situation sei unübersichtlich und hektisch gewesen. Dabei kam es zu einem Übergriff auf einen Gegendemonstranten. Auf einem Video von «20 Minuten» ist zu sehen, wie ein Mann einem anderen eine Flasche über den Kopf schlägt. Nun wird die Polizei laut eigenen Angaben den Einsatz intern aufarbeiten.
Dass bei Rickli sofort Zivilpolizisten zur Stelle waren, die den Angreifer festnahmen, wirft die Frage auf, ob angesichts der aufgeheizten Stimmung bei öffentlichen Anlässen wie der Impfbus-Aktion vermehrt auf die Präsenz von Zivilpolizisten gesetzt wird. Die Kantonspolizei Zürich wollte dies nicht kommentieren. Bei der Anwesenheit von Zivilpolizisten handle es sich um ein normales Aufgebot, sagte eine Sprecherin.
Rickli selbst zeigte sich nach dem Vorfall in einem Interview mit Tele Züri gefasst, auch wenn sie sehr erschrocken sei. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagte Rickli. Es gebe innerhalb der impfskeptischen Kreise offenbar eine Gewaltbereitschaft. «Freie Meinungsäusserung ist das eine, aber Fakten in Abrede zu stellen, das geht nicht», so Rickli weiter.
Der Vorfall erinnert ein wenig an die Ohrfeige, die der französische Präsident Emmanuel Macron anfangs Juni kassiert hatte. Bei einem Besuch im südfranzösischen Dörfchen Tain-l’Hermitage schüttelte Macron einem jungen Mann aus der Menge die Hand, worauf dieser plötzlich zum Schlag ausholte.
Wenn auch beide Vorfälle gesundheitlich harmlos endeten, sind sie für die Betroffenen wohl doch sehr demütigend. Und sie lösten auf beide Seiten Solidaritätsbekundungen bis ins jeweils andere politische Lager aus. «Diese Attacke gegen Natalie Rickli geht gar nicht!», schrieb etwa SP-Nationalrat Fabian Molina auf Twitter.
Diese Attacke gegen @NatalieRickli geht gar nicht! Wir dürfen nicht zulassen, dass ein paar wenige – zunehmend gewalttätig – die Bevölkerung verunsichern und damit die Pandemie verlängern. Impfen heisst Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen und Solidarität leben.
— Fabian Molina ✊🌹🌍 (@FabianMolinaNR) August 21, 2021