Nach der verlorenen Abstimmung zum CO2-Gesetz gab FDP-Präsidentin Petra Gössi ihren Rücktritt bekannt. Obwohl sie vieles habe gestalten können, sei das Amt ein «Verschleissjob».
(agl) Könne man damit umgehen, ständig mit den unterschiedlichsten Menschen im Austausch zu stehen und abends oft erst um 23 Uhr oder Mitternacht nach Hause zu kommen, sei das Präsidium «ein super Amt», sagte Gössi im Interview mit dem «Sonntagsblick». Man könne etwas bewegen, doch: «Es ist ein Verschleissjob», zieht Gössi Bilanz. Die Schwyzerin wurde 2016 zur FDP-Präsidentin gewählt.
Sie habe in ihrer Präsidiumszeit einiges gestalten können. Enorm wichtig sei beispielsweise die Wahl von Karin Keller-Sutter in den Bundesrat gewesen. «Das liess die Frauenfrage, die bei der FDP seit Elisabeth Kopp in der Luft lag, über Nacht verschwinden.» Ebenfalls habe die Partei unter ihrer Führung das Thema Umwelt wieder aufgenommen und etabliert, nachdem mehrere ihrer Vorgänger daran gescheitert waren, so die FDP-Präsidentin.
Nach dem knappen Absturz des CO2-Gesetzes am 13. Juni gab Petra Gössi ihren Rücktritt bekannt. Trotz der verlorenen Abstimmung werde sich der Freisinn aber «nicht aus der Verantwortung stehlen», sagt Gössi. Umweltfragen würden sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen zunehmend beschäftigen.
«Wenn wir uns nicht auch um solche Fragestellungen kümmern, laufen wir Gefahr, zu einer Partei zu werden, die sich nur auf einem politischen Thema profiliert.»
Eine solche Selbstbeschränkung habe die Partei in den letzten 20 bis 30 Jahre zehn Prozent des Wähleranteils gekostet.
Mit ihrem Umweltkurs sorgte Petra Gössi auch innerhalb der Partei für Kritik. Sie glaubt aber nicht, dass das Thema nach ihrem Rücktritt aus der Partei verschwindet. Würden Mandatsträger nur noch «verbandsgesteuert» und nicht für die Basis agieren, sei das nicht Erfolg versprechend. «Am Schluss entscheiden die Delegierten, und das sind dieselben, die den neuen Kurs mitbestimmt haben.» Ihr selbst sei es stets wichtig gewesen, ihre Unabhängigkeit zu wahren, so Gössi, weshalb sie beim Amtsantritt alle ihre Verbandsmandate abgegeben habe.
«Meine Kritiker hatten sicher Mühe damit, dass ich unabhängig bin». Doch Kritik dürfe man nicht persönlich nehmen, so die FDP-Präsidentin. Man müsse wissen, dass das Teil des Spiels ist. «Aber das Amt hat seinen Preis.» So sei einmal eine frühere Beziehung daran gescheitert. Was ihre Nachfolge betrifft, sagt Gössi:
«Jetzt müssen sich unsere bekannten Köpfe in der Partei auch zur Verfügung und in den Dienst der Partei stellen.»
Nur zu fordern und die Verantwortung nicht tragen zu wollen, sei keine Leistung.
Petra Gössis Nachfolger oder ihre Nachfolgerin wird am 2. Oktober von den Parteidelegierten gewählt. Gössi selbst begründete ihren Rücktritt damit, sich wieder vermehrt ihrer beruflichen Karriere widmen zu wollen. Ihr Amt als Nationalrätin will sie aber weiterhin ausführen.