Die Schweizer Gasindustrie hat keine Angst vor Gas-Engpässen in diesem Winter. Für die kommende Kälteperiode will man nun aktiv werden. Die Branche fordert einen Gasspeicher in der Schweiz.
Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf die Energieversorgung in der Schweiz und Europa aus. Zwar sei die Versorgungssicherheit der Schweiz mit Gas im laufenden Winter gegeben. Für den Winter 2022/23 könnte die Versorgungssicherheit jedoch geschwächt sein, befürchtet der Bundesrat.
Er hat deshalb am Freitag Massnahmen beschlossen, um die Gasversorgung auch in der kommenden Kälteperiode sicherzustellen. Der Gasbranche ist es damit möglich, rasch Gas, Flüssiggas (LNG), Gasspeicherkapazitäten und LNG-Terminalkapazitäten zu beschaffen.
Martin Schmid, Präsident des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie, teilt die Einschätzung des Bundesrats und begrüsst dessen Entscheid «im Sinne einer Vorsorgeplanung ausdrücklich». Das sagte der Bündner FDP-Ständerat am Samstag gegenüber den Tamedia-Titeln. Er ermögliche der Gasbranche, rasch und gemeinsam aktiv zu werden. Aufgrund des geltenden Kartellrechts sei es der Branche bislang nicht möglich gewesen, selber zu reagieren. «Das hat der Bundesrat nun geändert.»
Gemäss Bundesrat besteht im laufenden Winter ein gewisses Restrisiko – etwa bei einem Lieferstopp von russischem Gas nach Europa. Für Schmid wäre in diesem Fall die kurzfristige Versorgungssicherheit jedoch gewährleistet, «weil die Schweiz Erdgas nicht direkt aus Russland, sondern über verschiedene Handelsplätze in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Frankreich bezieht.» Angst vor Engpässen hat er daher keine.
«Wir gehen davon aus, dass diese Staaten die Beschaffungsverträge mit der Schweiz einhalten.»
Zudem betont er, dass Russland bislang immer geliefert habe, «selbst während und nach dem Zerfall der Sowjetunion».
Zudem hätten die Westschweizer Gasversorger Speichermöglichkeiten in Frankreich. Allerdings ist für Schmid klar: «Es braucht auch in der Schweiz einen grossen Speicher», sagte er. Die Branche werde das Thema nun verstärkt einbringen. Dabei gelte es, technische und wirtschaftliche Fragen abzuklären – etwa, wer den Speicher in einem liberalisierten Gasmarkt bezahlt.
Es müsse auch diskutiert werden, ob der Bund den Krisenspeicher mitfinanzieren soll. «Grundsätzlich können wir aber Gasspeicher im Ausland kostengünstiger absichern.» Zwar seien Abhängigkeiten per se nicht ideal, bisher hätten sie aber keine schlechten Erfahrungen gemacht mit dem Speicher in Frankreich. Zudem sei eine Zusammenarbeit der einzelnen Ländern sinnvoll. Die Transitleitung zwischen Nord und Süd gehe durch die Schweiz. «Da sind unsere Nachbarländer und wir im Krisenfall aufeinander angewiesen.» (abi)