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Eine Ausgangssperre ist nach Ansicht von Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorerst nicht das Ziel — schärfere Massnahmen könnten aber drohen. Schweizer Soldaten erhalten ab sofort keinen Urlaub mehr.
(sku) An einer Medienkonferenz mit Experten des Bundes und bundesnaher Betriebe vom Donnerstag rief Daniel Koch vom BAG die Bevölkerung erneut dazu auf, die Massnahmen des Bundesrats zu verfolgen. «Wir erleben in der Schweiz eine starke Welle», sagt Koch. Jeder und jede müsse sich jetzt an die Vorgaben halten, damit man die Welle zum Abflachen bringe.
Laut Koch gibt es hierzulande derzeit 160 freie Plätze auf Intensivstationen – von insgesamt 800 Plätzen. Im Tessin sei die Situation dramatisch, die Bettenzahl werde knapp. Deshalb werde man versuchen, andere Patienten auf der Intensivstation vorzeitig zu verlegen, damit sie in einem anderen Kanton operiert werden können. Es werde auch etwa Material wie Beatmungsgeräte durch den Gotthard geschickt.
Corona-Patienten aus den Intensivstationen zu verlegen sei derzeit nicht sinnvoll. Laut Koch ist nicht das Heilen der Patienten die Lösung für überfüllte Spitäler, sondern das Verhindern von weiteren Ansteckungen.
Die aktuelle Zahl der Erkrankungsfälle ist in der Schweiz: auf 3888 gestiegen, davon wurden 3438 durch den zweiten Labortest bestätigt. Laut BAG sind bislang 33 Menschen gestorben. Die Zahl dürfte aber höher liegen.
Eine Ausgangssperre wie sie derzeit in Italien in Kraft ist, liegt laut Koch einzig in der Verantwortung des Bundesrates. Er betonte jedoch, dass eine komplette Sperre nicht das Ziel der getroffenen Massnahmen sei. Diese könnten aber verschärft werden, wenn die Bevölkerung die momentanen Massnahmen nicht genügend umsetze.
Der Warentransport sei weiterhin gewährleistet, hält Christian Bock von der Eidgenössischen Zollverwaltung fest. «Die Versorgung unseres Landes sowie Export und Transit sind sichergestellt.» Mittlerweile sind 130 Grenzübergänge für ausländische Personen komplett geschlossen. Seit Beginn dieser Massnahme wurden laut Bock rund 11'000 Personen die Einreise verweigert.
Diese Einreisekontrollen werden auch an Flughäfen umgesetzt, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) mitteilte. Nebst Deutschland, Italien, Österreich und Frankreich stehe neu auch Spanien auf der Liste der Schengenstaaten, über die ein Einreisestopp verhängt wurde.
Seit Donnerstagmorgen gilt der grösste Fahrplanwechsel, den die Schweiz laut SBB-CEO Andreas Meyer je gesehen hat. Die Bundesbahnen haben den Fahrplan drastisch verdünnt. Bis zu 30 Prozent der Mitarbeitenden, die nicht im Home-Office arbeiten können, könnten derzeit nicht eingesetzt werden. Bei weiteren Ressourcenrückgängen könnte das Angebot weiter verringert werden.
Gegenüber den Kunden zeigte sich die SBB kulant: Bereits gekaufte, aber nicht eingelöste Einzeltickets bleiben bis Ende April gültig, das Generalabonnement kann hinterlegt werden. Ab Freitag gibt es laut Meyer auf www.sbb.ch/kontakt ein Formular für die Kunden.
Stabschef des Kommandos Operationen, Raynald Droz, sagte vor den Medien: «Ab dieser Woche gebe es keinen Urlaub mehr für die Rekruten. Sie bleiben im Dienst», so Droz. Derzeit seien 63 Gesuche um Hilfe eingetroffen.