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Schweiz (Nachrichten)
Die Experten des Bundes sehen keine Verbesserung der epidemiologischen Lage. Im Gegenteil: Sie erwarten eine Zunahme der Todeszahlen. Daher fordern sie eindringlich schärfere Massnahmen.
(dpo) Die Fallzahlen steigen oder stagnieren, das Gesundheitspersonal ist am Limit, die Kontakte müssen reduziert werden – Vieles von dem, was die Corona-Experten des Bundes am Dienstag sagten, wirkte wie ein
Déjà-vu der letztwöchigen Medienkonferenz. Diesmal fiel die Kritik der Experten allerdings etwas deutlicher aus als auch schon.
Mit Blick auf die epidemiologische Lage in den benachbarten Länder sagte Patrick Mathys: «Die Schweiz ist sicher kein Musterbeispiel was die Bewältigung dieser zweiten Welle angeht.» Dabei müsse man bedenken, dass die anderen Länder weitaus stärkere Massnahmen getroffen haben als die Schweiz, so der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG.
Über das Wochenende hat sich die wissenschaftliche Task Force des Bundes an einer Videokonferenz getroffen und ist laut Martin Ackermann zu einem übereinstimmenden Schluss gelangt: Die am 11. Dezember getroffenen Massnahmen reichen nicht. «Unserer Meinung nach braucht es grossflächige Schliessungen», so der Leiter der Task Force. «Es ist Zeit zu handeln. Jeder Tag zählt.»
Diese Einschätzung teilt auch die Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte «vollumfänglich», sagte deren Präsident Rudolf Hauri. Die Expertengruppe habe ihre Einschätzung der Lage auch dem Bundesrat mitgeteilt. Wie Martin Ackermann allerdings betonte, stelle die Task Force keine Forderungen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern; sie teile ihnen lediglich die Ansichten des Expertengremiums mit.
Aktuell verzeichne die Schweiz in allen Regionen eine Zunahme der Corona-Infektionen. Gemäss Patrick Mathys liegt der R-Wert, also die Reproduktionszahl, schweizweit derzeit bei 1,13. Daher erwartet der BAG-Beamte: «Mit einer zeitlichen Verzögerung dürften sich die Fallzahlen auch bei den Hospitalisationen und Todesfallzahlen niederschlagen».
Nur wenn der R-Wert unter 0,8 sinke und auch längerfristig gehalten werden könne, sei eine Besserung in Sicht, so Martin Ackermann. Die aktuelle Lage lasse Patrick Mathys vom BAG daher nichts anderes übrig, als erneut den «Warnfinger» zu erheben, wie er es sagte: «Bitte tragen Sie dazu bei, dass möglichst wenig Kontakte in nächster Zeit stattfinden».