Coronavirus
Bundesrat verzichtet auf weitere Massnahmen: Die Entwicklung der nächsten Tage sei aber unsicher

Trotz besorgniserregender Lage in den Spitälern und unsicherer Entwicklung: Der Bundesrat will die Massnahmen im Moment nicht weiter verschärfen.

André Bissegger
Drucken
Bundesrat Alain Berset und seine Ratskollegen warten vorläufig noch zu mit weiteren Massnahmen zum Coronavirus.

Bundesrat Alain Berset und seine Ratskollegen warten vorläufig noch zu mit weiteren Massnahmen zum Coronavirus.

Keystone

Der Bundesrat hat sich am Freitag an einer telefonischen Krisensitzung über die aktuelle epidemiologische Lage ausgetauscht. Dabei kommt er zum Schluss, dass er im Moment auf weitergehende Massnahmen verzichten will. Ein Massnahmenpaket sei aber bereit, teilte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit. Sollten neue Informationen zur Omikron-Variante vorliegen oder sich die Lage in den Spitälern nochmals deutlich verschlechtern, könne der Bundesrat sehr rasch handeln.

Der Bundesrat betont, er habe mit seinen Entscheiden von Mitte Dezember «bereits weitgehende Einschränkungen vorgenommen». Noch könnten die Auswirkungen dieser Verschärfungen zu wenig genau beurteilt werden. Strengere Massnahmen will die Regierung daher erst dann ergreifen, wenn sie unumgänglich sind – dazu zählen etwa Schliessungen von Betrieben und Einrichtungen.

«Besorgniserregende» Lage

Der Bundesrat beurteilt die epidemiologische Lage als «besorgniserregend». Auch sei die Entwicklung in den nächsten Tagen unsicher: Nicht nur ist die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen hoch, auch die Ansteckungen steigen wegen Omikron markant an. Zudem infizieren sich neu viele Geimpfte und Genesene und können das Virus weitergeben.

Allerdings betont der Bundesrat auch, dass immer mehr darauf hindeute, «dass eine Infektion mit der Omikron-Variante in der Regel milder verläuft». Die Auffrischimpfungen würden gut vor einem schweren Verlauf schützen. Deshalb geht die Regierung davon aus, dass weniger Personen ins Spital eingeliefert werden müssen als in der Delta-Welle. Zuverlässige Informationen zur möglichen Entwicklung auf den Intensivstationen fehlen aber noch. All diese Aspekte hat der Bundesrat abgewogen – und sich schliesslich gegen eine Verschärfung ausgesprochen.

Einzelne Kantone fordern härtere Massnahmen

Der Bundesrat empfiehlt der Bevölkerung daher stattdessen einmal mehr, die Kontakte stark zu reduzieren, Maske zu tragen und die Hygieneregeln zu befolgen. Die Impfung bleibe zudem zentral, um die Spitäler möglichst vor einer Überlastung zu schützen.

Die Coronafallzahlen schnellten in den vergangenen Tagen nach oben. Erst am Donnerstag vermeldete das BAG über 19'000 neue Fälle – so viele wie noch nie. Einige Kantone forderten daher einen härteren Kurs – etwa der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf. Sein Genfer Amtskollege Mauro Poggia forderte, dass der Bund wieder das Zepter in die Hand nehme und in die ausserordentliche Lage übergehe. Auf diese Forderungen trat der Bundesrat damit vorerst nicht ein.