Coronapandemie
«Situation bleibt ungewiss»: Experten dank Impfung optimistisch für Sommerferien

Das Impfprogramm soll nun breit Fahrt aufnehmen. Laut BAG erhalten Herr und Frau Schweizer damit bald ein Stück Normalität zurück. Schwieriger erweist sich derweil die Umsetzung der Massentests.

Samuel Thomi
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BAG-Vizedirektorin Nora Kronig erachtet die Impfziele der Schweiz dank zusätzlicher Lieferungen im März weiterhin als realistisch. (Archivbild)

BAG-Vizedirektorin Nora Kronig erachtet die Impfziele der Schweiz dank zusätzlicher Lieferungen im März weiterhin als realistisch. (Archivbild)

Keystone

In der Schweiz sind bislang 950'000 Impfdosen verabreicht worden. 332'000 Menschen sind bereits zweimal geimpft. Das sagte Nora Kronig, die Leiterin des Covid-19-Impfstoffprojekts im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern. Die Anzahl Impfdosen, die in der Schweiz zur Verfügung stehen, werde laut Kronig nun jeden Monat kontinuierlich weiter ansteigen.

Konkret rechnet der Bund im März wie bisher mit einer Million zusätzlicher Impfdosen. Damit blieben auch die von Gesundheitsminister Alain Berset bereits mehrfach geäusserten Impfziele für die Schweiz realistisch, sagte Nora Kronig. Sprich: Dass sich alle, die dies wollen, bis im Sommer auch impfen lassen können.

Neuinfektionen steigen wieder leicht an

Ob die Durchimpfung auch wirklich das Ende der Pandemie bedeuten werde, ist laut Nora Kronig zwar noch offen. «Wir sind aber immer optimistisch», sagte die BAG-Frau. Auch Martin Ackermann, der Präsident der wissenschaftlichen Task Force des Bundes, sprach von einer grossen Erleichterung, die mit dem Impfziel verbunden sein dürfte.

Allerdings gehen die meisten Experten davon aus, dass das Coronavirus trotz aller Impfungen nie mehr ganz verschwinden dürfte. Und weil nicht alle Länder gleich schnell seien mit Impfen, gebe es noch keine abschliessende Antwort auf die Frage, ob man bereits Sommerferien buchen soll.

Ursprünglich war der Bund davon ausgegangen, dass die Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen nach einem vorübergehend starken Anstieg im Februar im laufenden Monat wieder zurückgehen werde. Grossen Einfluss auf die Durchimpfung werden laut Nora Kronig allenfalls noch zusätzlich zugelassene Impfstoffe haben. Zu Verhandlungen mit möglichen Kandidaten äusserte sich die BAG-Vizedirektorin jedoch wie bisher nicht.

Zur aktuellen Lage sagte Virginie Masserey vom BAG: «Die Entwicklung der Situation bleibt ungewiss.» Nach zwei Wochen Stagnation lägen die Werte der Neuinfektionen nun wieder leicht über jenen der Vorwoche. Mit «uneindeutig» bewertete auch Martin Ackermann die aktuelle Lage.

Kantone erachten breite Massentests im März als unrealistisch

Der weitere Verlauf der Pandemie häng laut Martin Ackermann nun von verschiedenen Faktoren ab, namentlich den Mutationen und wie ansteckend diese sind. Und der Mobilität. Darum sei es nun besonders wichtig, «dort zusätzlich zu testen, wo das Virus ist». Ackermann dachte dabei zum Beispiel an Schulen oder Betriebe. Und diese Tests sollten am besten zweimal wöchentlich erfolgen. Laut Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, sind die kantonalen Strukturen auf einen weiteren, raschen Ausbau bereits ausgelegt.

Die Umsetzung der letzte Woche vom Bundesrat vorgeschlagenen Testoffensive benötige jedoch Zeit. Es sei unmöglich, die ganze Schweiz ab dem 15. März zu testen, sagte Rudolf Hauri. Zuerst müsse diese Infrastruktur nun aufgebaut werden, etwa in den Labors. Ausserdem stünden die vom Bundesrat in der Offensive ebenfalls vorgesehenen Selbsttests noch gar nicht zur Verfügung. «Es braucht sicher noch den März», sagte Hauri, «um die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massentests vorzubereiten.»