Corona
«Job nicht gemacht»: Zürcher Spitalarzt findet harte Worte für das BAG

Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich kritisiert die Politik und das Bundesamt für Gesundheit und plädiert für einen raschen Start der dritten Impfung.

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Das Contact Tracing sei nach der ersten Welle nicht richtig aufgebaut worden, bemängelt Huldrych Günthard.

Das Contact Tracing sei nach der ersten Welle nicht richtig aufgebaut worden, bemängelt Huldrych Günthard.

Keystone

In einem Interview mit der Sonntagszeitung übt Huldrych Günthard, stellvertretende Direktor der Klinik für Infektionskrankheiten des Universitätsspitals Zürich, heftige Kritik an Politik und Behörden. «Das BAG handelte vor allem reaktiv und wenig vorausschauend», sagt Günthard im Interview. Dass die Datenübermittlung zu Beginn der Pandemie noch per Fax gelaufen sei, nennt Günthard «erbärmlich». Das Problem sei bereits zehn Jahre zuvor bei Ausbruch der Schweinegrippe erkannt worden, seither sei nichts getan worden. «Das BAG hat seinen Job nicht gemacht», sagt Günthard.

Weiter kritisiert er, dass das Contact Tracing nach der ersten Welle nicht ausreichend für die zweite Welle vorbereitet worden sei. «Entsprechend war man überfordert, als es wieder losging», sagt Günthard. Er spricht sich deshalb dafür aus, frühzeitig mit der dritten Impfung zu beginnen. «Leider wartet man noch zu», sagt Günthard. Er befürchte, dass es dann «plötzlich wieder schnell» gehen müsse. Für das Gesundheitspersonal sei dies eine weitere Belastung: «Es kann doch nicht sein, dass man erst alles verschläft und dann die anderen an den Feiertagen arbeiten lässt.»

Gerächt habe sich in der Krise auch, dass ein Projekt für ein nationales Forschungszentrum für virale Erkrankungen vom Nationalfonds abgewiesen worden war. «Mit einem solchen nationalen Kompetenzzentrum hätte die Schweiz die Krise völlig anders bewältigt», so Günthard. Er glaube, dass es damit weniger Tote gegeben hätte. (wap)