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Das Netzwerk der Schweizer Plattform gegen Menschenhandel hat 2020 über 500 Personen beraten und begleitet. Beratungsstellen vermuten jedoch viele weitere unentdeckte Fälle von Ausbeutung.
Die Plateforme Traite - Schweizer Plattform gegen Menschenhandel besteht aus vier NGOs: Die FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration, das Centre social protestant CSP Genève, MayDay Ticino und Astrée. Nun haben die Organisationen zum ersten Mal eine gemeinsame Statistik erstellt zu Personen, die als Opfer von Menschenhandel identifiziert und betreut wurden.
Demnach haben die Beratungsstellen im vergangenen Jahr 174 neue Opfer von Menschenhandel identifiziert, wie Plateforme Traite am Dienstag mitteilt. Am häufigsten kamen die Opfer aus Rumänien, Nigeria, Kamerun und Ungarn. Die Kennziffern könnten jedoch von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich sein.
Insgesamt wurden 2020 über 500 Personen beraten und spezialisiert begleitet. Der Grossteil der Opfer (86 Prozent) waren Frauen. Rund zwei Drittel der Personen wurden in der Prostitution ausgebeutet, während das übrige Drittel unter anderem in Privathaushalten, in der Gastronomie, in Nagelstudios, im Baugewerbe oder als Bettler betroffen war. Zudem wurden sie teilweise auch zu illegalen Handlungen wie Diebstahl gezwungen.
Gemäss den Beratungsstellen ist die tatsächliche Opferzahl wohl viel grösser. «Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs und die Dunkelziffer liegt viel höher», lässt sich Anne Ansermet, Geschäftsführerin von Astrée, zitieren. Besonders Opfer von Menschenhandel, die als Arbeitskraft ausgebeutet werden, würden oftmals nicht als solche identifiziert. «Es braucht mehr Ressourcen für eine Sensibilisierung der Institutionen und der Öffentlichkeit», zitiert die Mitteilung Anna Schmid, Koordinatorin von Plateforme Traite. (dpo)