Am Sonntag hat das Schweizer Stimmvolk über die «Ehe für alle» und die «99%-Initiative» entschieden. Dazu gabs kantonale Abstimmungen und Wahlen. Alle Resultate und Reaktionen: Im Abstimmungs-Ticker.
Der Bundesrat begrüsst das deutliche Ja zur «Ehe für alle», wie Justizministerin Karin Keller-Sutter am Sonntag vor den Medien sagte. «Der Staat soll den Menschen nicht vorschreiben, wie sie ihr Privatleben zu gestalten haben.» Laut Keller-Sutter sollen die neuen Bestimmungen am 1. Juli 2022 in Kraft treten.
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Auch Finanzminister Ueli Maurer ist zufrieden mit dem Resultat zur «99%-Initiative» vom Sonntag. «Die Mehrheit hat wie auch das Parlament den Eindruck, dass die Umverteilung in der Schweiz genügend ist. Das Steuersystem funktioniert und ist in sich ausgewogen», sagte er vor den Medien in Bern.
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Jetzt ist es definitiv: Die Schweizer Stimmbevölkerung sagt mit 64,1 Prozent Ja zur «Ehe für alle». Die «99%-Initiative» der Juso wird dagegen von 64,9 Prozent abgelehnt. Die Stimmbeteiligung lag am Sonntag bei 52 Prozent.
Der amtsälteste Stadtpräsident der Schweiz tritt nach 28 Jahren ab. Und die Partei von Kurt Fluri (FDP) verliert in Solothurn damit auch gleich das Stadtpräsidium. Die Siegerinnen im zweiten Wahlgang sind: Stefanie Ingold und ihre SP.
Ingold holte auch im zweiten Wahlgang vom Sonntag knapp mehr Stimmen als ihr freisinniger Kontrahent. Damit steht erstmals eine Frau und eine Linke an der Spitze der 17'000-Einwohner-Stadt am Jurasüdfuss. Mehr
Niederlage für die SP: Im Kanton Freiburg haben die Sozialdemokraten am Sonntag ihren Ständeratssitz an Die Mitte verloren. Deren Kandidatin, Isabelle Chassot, erzielte bei der Ersatzwahl 54'695 Stimmen. Auf SP-Kandidat Carl-Alex Ridoré entfielen lediglich 32'591 Stimmen. Damit wechselt die 56-Jährige nach acht Jahren als Direktorin des Bundesamtes für Kultur zurück in die Politik. Ab 2002 hatte Chassot bereits zwölf Jahre der Freiburger Kantonsregierung angehört. Damals noch für die CVP.
Die Stimmberechtigten des Kantons Bern sprechen sich für einen stärkeren Klimaschutz aus. Sie haben am Sonntag mit 63,9 Prozent überraschend deutlich Ja gesagt zu einem neuen Klimaschutzartikel in der Kantonsverfassung. Noch bei der letzten eidgenössischen Abstimmung vom 13. Juni hatten die Bernerinnen und Berner das neue CO2-Gesetz noch knapp abgelehnt.
Der Kanton Glarus bleibt vorerst der einzige Kanton, in dem bereits Jugendliche ab 16 Jahren wählen und Abstimmen dürfen. Die Stimmbevölkerung im Kanton Uri hat am Sonntag mit 68,4 Prozent der Stimmen überraschend deutlich Nein zu einer entsprechenden Vorlage des Kantonsparlaments gesagt. Die Stimmbeteiligung betrug 48,9 Prozent. Konkret wollte der Zentralschweizer Kanton damit ein passives Stimm- und Wahlrecht für 16- und 17-Jährige einführen. Sie hätten damit zwar abstimmen und wählen, nicht aber selber für ein Amt kandidieren können.
Die Solothurner Stimmbevölkerung hat am Sonntag das Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer auf Gemeindeebene abgelehnt. Die Bevölkerung sagte mit 73 zu 27 Prozent deutlich Nein zur Volksinitiative, die linke Parteien eingereicht hatten. Es war bereits der vierte Anlauf für das Anliegen. Mit einem Ja hätten die Gemeinden selbst entscheiden können, ob und wie sie das Recht einführen wollen.
Juden, Muslime oder Freikirchen dürfen ihre Religionsgemeinschaften in Neuenburg weiterhin nicht offiziell vom Kanton anerkennen lassen. Das Stimmvolk lehnte das neue Religionsgesetz am Sonntag mit 56,2 Prozent Nein-Stimmen ab. Damit bleiben die katholische, die christkatholische und die reformierte Kirche die einzigen, die offiziell als Religionsgemeinschaften anerkannt sind. Mit dem neuen Religionsgesetz wären alle Gemeinschaften im Neuenburgischen künftig gleichgestellt worden.
Die Juso hadert nur kurz mit dem Nein zu ihrer Initiative. Präsidentin Ronja Jansen sagte gegenüber SRF, dass das Verteilungsproblem in der Schweiz kaum bestritten worden sei. Die Juso arbeite zudem bereits eine neue Initiative aus. «Wir wollen, dass die Vermögen der reichsten Schweizer stärker besteuert werden.» Ein Drittel der Stimmbevölkerung sei der Meinung, dass es einen Wandel im System brauche, in dem die Reichsten immer reicher werden und die Ärmsten immer mehr unter Druck geraten. Weitere Reaktionen auf das Abstimmungsergebnis gibts hier.
Nachdem auch die zweite Hochrechnung von gfs.bern am Sonntag auf ein deutliches Ja zur «Ehe für alle» hinweist, reagieren die Befürworter höchst erfreut. «Ich bin sehr stolz auf unsere Stimmbürgerinnen und Stimmbürger», sagt beispielsweise Michel Rudin. Für den Co-Präsidenten der Schwulenorganisation «Pink Cross» kommt die Schweiz damit «mitten in der Gesellschaft an». Hier gibts weitere Reaktionen.
Die erste Hochrechnung der SRG weist auf zwei deutliche Ergebnisse für die beiden eidgenössischen Abstimmungen vom Sonntag: Die «Ehe für alle» erhält demnach an der Urne eine Zustimmung von 64 Prozent und die «99%-Initiative» 34 Prozent, wie gfs.bern auf Twitter schreibt:
🗳️Update zum Abstimmungssonntag
— gfs.bern (@gfsbern) September 26, 2021
📊64 % Ja (Fehlerber. ± 3%) bei #ehefüralle
📊34 % Ja (Fehlerber. ± 3%) bei #99prozent#Abst21 #CHvote #Abstimmungssonntag #ehefüralle #99prozent #99nein
Wie gfs.bern auf Twitter schreibt, beträgt der Fehlerbereich der zweiten Hochrechnung der SRG bei beiden Vorlagen neu bei noch +/- 3 Prozent.
Seit 12 Uhr sind auch die letzten Urnen in der Schweiz geschlossen. Nun wird in vielen Turnhallen und Gemeindebüros ausgezählt. Zeitgleich hat das Forschungsinstitut gfs.bern am Sonntagmittag auch seine erste Trendrechnung zu den beiden eidgenössischen Vorlagen präsentiert:
🗳️Update zum Abstimmungssonntag
— gfs.bern (@gfsbern) September 26, 2021
📊Ja-Trend bei #ehefüralle
📊Nein-Trend bei #99prozent#abst21 #CHvote #Abstimmungssonntag #ehefüralle #99prozent #99nein
Die ersten Hochrechnungen der SRG zu den beiden eidgenössischen Abstimmungsvorlagen kündigt gfs.bern für 12.30 Uhr an.
Am heutigen Sonntag, 26. September, stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über zwei eidgenössiche Vorlagen ab: Das Referendum über die «Ehe für alle» und die Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» – kurz genannt «99%-Initiative».
Die erste Vorlage hat zum Ziel, die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen und damit Ungleichheiten zu beseitigen. National- und Ständerat haben dieser Änderung im Zivilgesetzbuch im vergangenen Dezember zugestimmt. Ein Komitee, vorwiegend aus Vertretern der SVP und der EDU, hat dagegen erfolgreich das Referendum ergriffen.
Heute werden alle Einkünfte wie Löhne, Renten und Kapitaleinkommen (z.B. Zinsen, Dividenden und Erträge aus Vermietung) voll versteuert. Diese Einkommenssteuern tragen dazu bei, Ungleichheiten in der Bevölkerung abzuschwächen. Aus Sicht der Initianten ist diese Umverteilung aber nicht gerecht genug. Darum fordern die Jusos eine stärkere Besteuerung hoher Kapitaleinkommen. Ab welchem Betrag lassen sie offen.
Was Gegner und Befürworter zu den beiden Vorlagen sagen – und wie die Schweizer Stimmbevölkerung in Umfragen vor dem Abstimmungssonntag über die «Ehe für alle» und die «99%-Initiative» denkt – lesen Sie hier.
In mehreren Kantonen, Städten und Gemeinden befindet das Stimmvolk am heutigen Abstimmungssonntag zusätzlich über kantonale oder kommunale Vorlagen. Die wichtigsten im Überblick:
Über diese – und viele weitere Entscheidungen in Schweizer Kantonen, Städten und Gemeinden – werden wir Sie am heutigen Sonntag hier in diesem Abstimmungs-Ticker auf dem Laufenden halten.