Abstimmung
Von SVP bis SP: Überparteiliches Komitee setzt sich für «Ehe für alle» ein

Breite Unterstützung für gleichgeschlechtliche Paare: Das überparteiliche Komitee «Ja für alle» hat am Donnerstag seine Kampagne im Abstimmungskampf für eine Öffnung der Ehe lanciert.

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Ein Komitee mit Vertretern aus allen Bundeshausfraktionen – darunter SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt – will die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen.

Ein Komitee mit Vertretern aus allen Bundeshausfraktionen – darunter SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt – will die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen.

Bild: Keystone

Über 80 National- und Ständeräte aller Bundeshausfraktionen setzen sich im überparteilichen Komitee «Ja für alle» für eine Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare ein. Diese breite Unterstützung komme nicht von ungefähr, sagte GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy vor den Medien. Es gehe um eines der zentralsten gesellschaftspolitischen Anliegen.

Sie betonte, dass die Ehe für alle längst überfällig sei. «Sie ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und trotzdem noch immer nicht Realität.» Die Schweiz befinde sich damit in unrühmlicher Gesellschaft von beispielsweise der Türkei, Weissrussland oder Pakistan. «In Westeuropa haben abgesehen von Italien und Kleinststaaten alle Länder die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet.» Man solle unbedingt verhindern, das europäische Schlusslicht zu werden.

Stimmen aus dem Ja-Komitee im Video.

Keystone-SDA

Caroni: «Ehe gewinnt an Popularität»

Für FDP-Ständerat Andrea Caroni ist klar: «Die Öffnung der Ehe schafft für Menschen Möglichkeiten und nimmt niemandem etwas weg.» Die rechtliche Absicherung der Ehe müsse allen möglich sein. «Am Schluss gewinnt die gesamte Gesellschaft», ist er überzeugt. Und die Ehe werde auch an Popularität zulegen könne. Nationalrat Nicolas Walder von den Grünen schloss sich an und erklärte, dass die Bundesverfassung das Recht auf Ehe und Familie betone und niemand aufgrund seiner Lebensweise diskriminiert werden dürfe.

«Ein auf Freiheit und Eigenverantwortung gegründeter Staat kann gar nicht anders, als den Zugang zur Ehe allen Menschen zu eröffnen», betonte denn auch Nationalrat Hans-Ueli Vogt (SVP). Zu dieser Freiheit gehöre das Recht, diese in allen Kulturen stärkste Bindung einzugehen. Nationalrätin Min Li Marti (SP) strich derweil das Kindswohl hervor, das von den Gegnern immer wieder ins Zentrum gestellt werde. «Wir sprechen hier nicht über eine theoretische Frage, sondern eine gelebte Realität», sagte sie. Heute würden bereits rund 30'000 Kinder in einer Regenbogenfamilie leben. Ihre Situation würde verbessert – «gerade im Sinne des Kindswohls».

Abstimmung ist wichtig für Wirtschaftsstandort

Laut Kathrin Bertschy engagieren sich auch Unternehmen für die Öffnung der Ehe. Das ist für Nationalrat Martin Landolt (Die Mitte) keine Überraschung. «Die Abstimmung steht international im Scheinwerferlicht», sagte er. «Ein Ja ist absolut zentral, wenn wir auch weiterhin als attraktiver und liberaler Wirtschaftsstandort wahrgenommen werden wollen.»

Die Schweizer Stimmbevölkerung kann am 26. September über die «Ehe für alle» befinden. Bei der Abstimmung geht es unter anderem darum, ob homosexuelle Paare künftig heiraten dürfen und um den Zugang zur Samenspende für lesbische Paare. (abi)