Das Urteil des südafrikanischen Gerichts, den sudanesischen Diktator zu verhaften, setzt ein klares Zeichen gegen die Despoten dieser Welt. Menschenrechtler dürften es als Sieg feiern.
Allerdings folgt auf den Rausch das bittere Erwachen: Omar al-Baschir ist es erneut gelungen, sich der Weltjustiz zu entziehen. Der Gerichtsprozess, der mehr als 300 000 getöteten Sudanesen Gerechtigkeit verschaffen sollte, entwickelte sich zur Farce für das Gastgeberland Südafrika. Vor 21 Jahren läutete die Kap-Nation unter Nelson Mandela die Demokratie ein und galt seitdem als Sinnbild der Gerechtigkeit. Umso vernichtender ist al-Baschirs ungehinderter Abflug jetzt für Südafrikas Glaubwürdigkeit.
Wie gelingt es einem international gesuchten Kriegsverbrecher, trotz eines gerichtlichen Ausreiseverbots einen Grenzposten zu passieren? Nicht nur diese Frage dürfte Südafrika in den kommenden Tagen ein Stück seines Ansehens rauben. Stück für Stück fressen die Fragen weiter: Weshalb muss eine Aktivistengruppe erst vor Gericht ziehen, um einen Kriegsverbrecher festnehmen zu lassen? Weshalb engagiert sich der Staatsanwalt gegen Baschirs Festnahme und kämpft erbittert für dessen Freigang? Und weshalb argumentiert ebenjener Staatsanwalt vor den Augen der Weltöffentlichkeit, dass es an einem Sonntagabend «unmöglich» sei, ein Ausreiseverbot praktisch umzusetzen?
Das Debakel um al-Baschir veranschaulicht ein Problem, welches das Land schon oft um Chancen und Entwicklung gebracht hat: Eine Gruppe, die Gerechtigkeit sucht, ein Gericht, das die rechtliche Grundlage dafür gibt – und eine Regierung, der es am Willen zur Umsetzung fehlt.