Rückläufige Zahlen, Nachwuchssorgen, fehlender Rückhalt: Die Basler Fasnacht kränkelt. Neue Rezepte müssen her.
Die Basler Fasnacht ist bald Weltkulturerbe. Erbe wird man in der Regel dann, wenn jemand stirbt. Auch das Gütesiegel der Unesco gibt es meist erst, wenn das ausgezeichnete Objekt seine besten Tage hinter sich hat. Vom Aussterben bedroht ist die Basler Fasnacht längst nicht, doch ihr Rückhalt in der Gesellschaft sinkt. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Leute in der Region wohnen, müsste es tendenziell auch mehr Aktive geben. Stattdessen plagen die Stammcliquen Nachwuchssorgen.
Radikale Neuerungen, wie das Avantgarde-Konzept der Basler Mittwoch-Gesellschaft, sind ein gutes Rezept, um die Jungen für den Brauch zu begeistern. Die Fasnacht schafft es allerdings auch so nicht, über jenen anteilsmässig kleiner werdenden Teil der Bevölkerung hinauszuwachsen, der seinen Stammbaum innerhalb der Stadtmauern auf vier Jahrhunderte zurückverfolgen kann. Die vielen ungeschriebenen Verhaltensregeln sind für Zuzüger sehr schwer zu durchschauen . Da spielt es keine Rolle, ob man aus Zekeriyaköy, Zagreb oder Zürich stammt. Mit Fremdenfeindlichkeit hat das nichts zu tun, macht aber Migranten den Einstieg in den Fasnachtsdaig nicht leichter.
Interessant wäre deshalb eine Migrantenclique, die sich nicht ins starre Regelgoschdyym zwängen müsste. Im regionalen Fussball sind solche Vereine bereits Usus. Eine Clique für Zugewanderte würde einerseits zahlreichen Anfängern die Fasnacht näher bringen und andererseits auch Alteingesessenen ordentlich die Kutteln butzen. Die Gefahr einer Gettoisierung besteht nicht, dafür ist der Austausch unter allen Aktiven zu intensiv. Und schliesslich wurden die einst verfemten, weil für ihre Zeit revolutionären, Kuttlebutzer auch ziemlich rasch integriert.