Der Basler CVP-Nationalrat Markus Lehmann schreibt, wieso wir die Weltausstellung in Mailand auf keinen Fall verpassen dürfen.
Ferienzeit ist Reisezeit, und «wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen»!
Vier Stunden mit dem Zug ab Basel, und man kann einen grossen Teil der Welt «kompakt» erleben – an der Weltausstellung, kurz Expo genannt. Meine Motivation zur Hinreise: Ich war noch nie an einer Weltausstellung, und Milano ist immer wieder einen Besuch wert, alleine schon wegen des guten italienischen Essens. Das Thema der Ausstellung ist die Ernährung; also das, was für uns Schweizer die Selbstverständlichkeit schlechthin ist. Unsere Regale sind voll, zum Beispiel mit Erdbeeren zu jeder Jahreszeit und darüber hinaus mit allen möglichen exotischen Früchten ebenfalls. Ernährungsproblem? Fehlanzeige!
Den ersten Besuch mache ich natürlich direkt im Schweizer Pavillon. Ich sehe den Mahnfinger der kleinen Schweiz, wo tonnenweise noch geniessbare Lebensmittel weggeworfen werden. Die menschliche Gier und unsolidarisches Verhalten werden beim Genuss von gedörrten Äpfeln eindrücklich dargestellt. Die Idee zu teilen, ja, die verliert sich schnell in der Realität – die Dörräpfel waren wirklich sehr gut (übrigens einer der wenigen Pavillons, bei denen es was zum Mitnehmen gab: Kaffee, gedörrte Bioäpfel, Salz und Wasser inkl. Mehrwegbecher). Der Turm mit den Äpfeln ist bald leer, und ich bin gespannt, wie lange der Vorrat noch reicht, die Expo dauert bis Oktober.
Was habe ich sonst noch mitgenommen von der Weltausstellung? Super tolle Organisation, eine abartig grosse Investition (was geschieht später auf diesem Gelände und mit den Gebäuden?), eindrückliche Pavillons, total rauchfreies Areal und jede Menge Länder, die sich sehr unterschiedlich präsentieren, von langweilig bis spannend, von pompös bis schlicht (wie die Schweiz). Kasachstan ist nicht nur in Bern unter der Bundeshauskuppel ein Thema, nein, auch an der Expo, denn dieses aufstrebende Land wird die nächste Expo im Jahr 2017 ausrichten. Die gerührte Werbetrommel im Pavillon von Kasachstan war etwas vom Besten an dieser Ausstellung. Beeindruckend.
Was bleibt in Erinnerung? Lohnt es sich, nach Mailand zu fahren? An zwei Tagen habe ich etwas mehr als 30 Kilometer zurückgelegt (mit dem Schrittzähler gemessen), dann kam mir die Erkenntnis, dass es für Kinder eher mühsam als «lässig» ist. Man sieht, welche Länder reich sind; der USA-Pavillon ohne Gefühl und Herz und alle Krisen und Konflikte dieser Welt ausblendend. Man wünschte sich, dass unsere Welt so friedlich nebeneinander funktionieren würde wie an der Expo.
Die nächste Expo widmet sich der Energie – man darf gespannt sein. Vielleicht kann man dannzumal neue Erkenntnisse gewinnen, denn zum Thema Ernährung war ausser den «Gemüsehäusern» (Bepflanzung der Hauswände, die sich nach der Sonne richten) nichts dabei, was in die Nähe eines grossen Wurfs gehen könnte. Die Frage sei erlaubt: Bringt so eine Weltausstellung die Welt, unsere Welt weiter? Ich lasse dies offen, glaube allerdings kaum. Und trotzdem: Den Besuch war es wert, aber vielleicht schauen Sie selber vorbei, die Expo ist selten so nah wie jetzt, und spannend ist es allemal!
* Markus Lehmann (60) ist Versicherungsbroker und sitzt seit 2011 für die Basler CVP im Nationalrat.