Einmal im Monat treffen sich Unternehmer, Anwälte, Architekten, Politiker, Uniprofessoren, Kulturschaffende und Journalisten am Donnerstagabend an unterschiedlichen Orten am Oberrhein zu einem Essen.
Leider kann ich nicht dabei sein, denn ich fahre in die seit langem geplanten Ferien. Am 12. Mai feiert der Cercle de l’Ill, in dem ich seit Urzeiten Mitglied bin, seinen 25. Geburtstag. Die Idee war seit der Gründung 1991, ein grenzübergreifendes Netzwerk aus deutschen, französischen und Schweizer Entscheidungsträgern am Oberrhein zu schaffen. Mitglieder sind Personen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen wie Unternehmer, Anwälte, Architekten, Politiker, Uniprofessoren, Kulturschaffende und Journalisten.
Einmal im Monat treffen sie sich am Donnerstagabend an unterschiedlichen Orten am Oberrhein zu einem Essen. Ich gehe, damit ich nicht so weit fahren muss, in der Regel zu den Dîners in Freiburg, Colmar, Mulhouse und Basel. Die Idee für den Cercle kam aus Frankreich. Das erklärt auch den Namen. Die Ill ist neben dem Rhein der wichtigste Fluss im Elsass.
Das Dîner ist immer super organisiert. Ab 19.30 Uhr ermöglicht ein Apéro, alte Kontakte aufzufrischen oder neue zu knüpfen. Jeder Teilnehmer erhält ein Namensschild, ein Heft mit Namen und Adressen der jeweiligen Teilnehmer sowie eine Karte, auf der der Tischname steht, an dem er isst sowie die Namen der Tischnachbarn. Beim Essen stellt sich jeder in seiner Muttersprache vor. Ich habe an diesen Abenden schon die interessantesten Gespräche geführt – oft mit Personen, die ich normalerweise nie kennen gelernt hätte. Gegen 22 Uhr werden die Tafeln aufgehoben, und es gibt im Vorraum noch einen Kaffee.
Ein trinational besetzter Vorstand entscheidet unter Vorschlägen aus dem Cercle oder dem Vorstand über neue Mitgliedschaften. Er achtet darauf, dass das Gleichgewicht unter den Berufsgruppen gewahrt bleibt. Insbesondere in Frankreich ist das Interesse am Cercle gross, und die Aufnahme wird als grosse Ehre empfunden. Während den Franzosen das Konzept des Networkings einleuchtet, fragen sich Deutsche und Schweizer eher, was es bringen soll, «nur» zusammen zu essen, und suchen den praktischen Nutzen.
Normalerweise gibt es keine Reden im Cercle. Bisweilen, aber selten, wird der Ablauf der Essen mit Einladungen von Persönlichkeiten durchbrochen, die dann auch zu Wort kommen. So war im November 2000 der deutsche Ex-Kanzler Helmut Kohl zu Gast, 2006 folgte der französische Ex-Präsident Valérie Giscard d’Estaing oder 2012 der Schweizer Josef Ackermann, damals noch Chef der Deutschen Bank – alle Anlässe fanden im Europaparlament statt. Im Dezember 2015 konnte der Cercle den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble begrüssen; diesmal im Europapark. Die Anlässe sind mit Hunderten von Teilnehmern stets grosse Erfolge und werden sehr geschätzt.