Als ehemaliger Leiter des Hauseigentümerverbandes Schweiz studieren Sie, Herr Gmür, nun nach ihrer Pensionierung an der Theologischen Fakultät Zürich, um Pfarrer zu werden. Sie haben ein inniges Verhältnis zu Gott, ist in einem Interview im Migros-Magazin nachzulesen. Ohne Gottes Hilfe, sagen Sie darin, hätten Sie es nie so weit gebracht.
Ihr Haus hätten Sie sich nur leisten können, weil die Bank eine Million abgeschrieben hat. «Und auch den nigelnagelneuen Mercedes, den ich mit 40 Prozent Rabatt erstanden habe, verdanke ich Gott.» Ihre Überzeugung ist: «Ich hätte nie so viel bekommen, hätte ich nicht auch so viel gegeben».
Sie treten Gott seit Jahren den Zehnten ihres Lohnes ab, «sprich: Ich spende ihn armen Leuten». Eine weitere Aussage ist, dass Sie an Heiligabend nur Teures essen: «das beste Filet, den besten Lachs, den besten Wein.» Immerhin mit Gästen.
Das Interview ist ja sehr aufschlussreich. Trotzdem lässt es mir zwei Fragen offen: Haben die Menschen ohne Mercedes und ohne den besten Lachs einfach ein zu wenig inniges Verhältnis zum lieben Gott? Und haben die Menschen mit einem bescheidenen Lohn und den teuren Wohnungsmieten trotzdem eine Chance, in den Himmel zu kommen, obwohl sie keinen Zehntel an Gott abtreten können, weil sie Ende Monat noch die Krankenkassenprämien zusammenkratzen müssen?